© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Meldungen

Esten finden Gefallen an der Atomkraft

REVAL (Tallinn). Laut einer von der estnischen Unternehmensberatungsfirma Kantar Emor durchgeführten Umfrage befürworten 68 Prozent der estnischen Bevölkerung die Errichtung kleiner Kernkraftwerke in ihrem Land oder sind eher dafür. Dies ist ein Anstieg gegenüber 54 Prozent im Januar 2021. „Die hohen Gas- und Strompreise in diesem Herbst haben die Menschen dazu veranlaßt, sich ernsthaft für Energie zu interessieren und zu erkennen, daß man sich in den nordischen Ländern nicht nur auf gutes Wetter verlassen kann“, erklärte Kalev Kallemets, Geschäftsführer der estnischen Firma Fermi Energia, die Konzepte für den Einsatz kleiner Reaktoren im Land entwickelt. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA deckt Estland aktuell 55 Prozent seines Strombedarfs aus Kohle, gefolgt von Biomasse und Abfall mit je etwa 25 Prozent. (ctw)





Stoltenbergs Wechsel amüsiert nicht alle 

OSLO. Mehrere norwegische Oppositionsparteien haben erklärt, daß der Prozeß der Ernennung des jetzigen Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg zum künftigen Zentralbankchef untersucht werden müsse.  „Es besteht kein Zweifel, daß er qualifiziert ist, aber die engen Verbindungen zum Premierminister, zur Partei und zur Regierung im allgemeinen bedeuten, daß Fragen über die Ernennung gestellt werden können“, erklärte die Vorsitzende der Fortschrittspartei (FRP), Sylvi Listhaug. Es habe viele Kameradschaften, Abendessen und andere Dinge gegeben, die während des Ernennungsprozesses bekanntgeworden seien. Deshalb sei es notwendig, den Prozeß zu untersuchen, betonte die 44jährige gegenüber der Nachrichtenagentur NTB unter Hinweis auf Stoltenbergs weiterhin bestehende Mitgliedschaft in der regierenden Arbeiterpartei. Die stellvertretende Vorsitzende der Konservativen (Høyre), Tina Bru, erklärte nach Angaben des Onlinedienstes Norway Today: „Diese Unruhe beruht nicht auf Stoltenbergs Qualifikationen, sondern auf seinen Verbindungen als ehemaliger Ministerpräsident und profilierter Politiker der Arbeiterpartei. Obendrein ist er ein enger Freund des derzeitigen Ministerpräsidenten des Landes.“ (ctw)





Krise in Bosnien-Herzegowina hält an

NEUM. Seit zwanzig Jahren beklagen die Kroaten in Bosnien und Herzegowina (BiH), daß sie keine Politiker, die wirkliche Vertreter ihrer Interessen sind, in entscheidende Institutionen des Gesamtstaates und der Teilrepublik „Föderation“ wählen können. Laut Dayton-Friedensvertrag und BiH-Verfassung sind die Kroaten neben den Bosniaken und Serben die dritte konstitutive Nation des Staates BiH. Ende Januar schlug erneut und wahrscheinlich der letzte Versuch fehl, mit einem neuen Wahlgesetz den bosnischen Kroaten die gleichberechtigte Gestaltung des Landes zu ermöglichen. Selbst durch Teilnahme von Vermittlern aus den USA und der EU konnte in der Hafenstadt Neum kein Kompromiß mit den Bosniaken erreicht werden. Sollte es bei erneuten Verhandlungen zu keiner Einigung kommen, würde der für die bosnischen Kroaten unhaltbare Zustand und damit die Krise in BiH auch nach den Wahlen im Oktober dieses Jahres anhalten. (hjg)