© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Von Philadelphia bis nach Peking
Investmentfonds: Blackstone-Gründer Stephen Schwarzman wird 75 / Ein Wall-Street-Milliardär, der Donald Trump unterstützte
Thomas Kirchner

Stephen Schwarzmans Karriere begann mit einem Teenagerjob: Rasenmähen. In den noblen Vororten Philadelphias gab es genug zu tun, und bald beschäftigte der 14jährige seine jüngeren Brüder Mark und Warren. Sie mähten, er warb Kunden an. Beim Studium in Yale (1965 bis 1969) trat Schwarzman der sagenumwobenen Studentenverbindung „Skull & Bones“ bei, zu deren renommierten Mitgliedern unter anderem die späteren Politiker John Kerry und George W. Bush, der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus oder Frederick Smith, Gründer des Logistikkonzerns FedEx gehörten.

Nach einem Management-Studium (MBA) in Harvard stieg Schwarzman bei Lehman Brothers ein, wo er bald die Verantwortung für den Bereich Firmenübernahmen (M&A) bekam. Nach dem Kauf von Lehman durch American Express gründete er zusammen 1985 mit dem Ex-Chef der Bank, Pete Peterson, einst Handelsminister unter Richard Nixon die Beteiligungsgesellschaft Blackstone. Der Firmenname ist ein Kryptogramm aus dem deutschen Schwarz und Peter (griechisch für Stein).

Beide waren sehr unterschiedlich: der 2018 91jährig verstorbene Peterson eher zurückhaltend, Schwarzman extravagant und medienaffin. Anfangs waren potentielle Kunden zurückhaltend, in die neue Firma zu investieren. Die ersten Einnahmen wurden deshalb mit Honoraren für Fusionsberatung erwirtschaftet. Immerhin konnten sie den Pensionsfonds von General Motors und die Versicherung Prudential als Kunden für ihren Investmentfonds gewinnen. Auch Glück spielte eine wichtige Rolle: Wenige Tage nach Ende der Zeichnungsfrist des 800-Millionen-Dollar-Fonds ereignete sich der Börsencrash vom Oktober 1987. Danach boten sich viele lukrative Investitionsmöglichkeiten.

1988 eröffnete Blackstone mit dem sechs Jahre jüngeren Larry Fink (Ex-Manager der Investmentbank First Boston) ein Tochterunternehmen zur Fondsverwaltung. Nach Streit über Finks Gehalt verkaufte Blackstone den Bereich 1994 mit damals 23 Milliarden Dollar an Kundengeldern für 240 Millionen Dollar. Schwarzman selbst hielt vor dem Verkauf neun Prozent an Finks Blackrock. Jahre später bezeichnete er den Verkauf als „grandiosen Fehler“: Der Börsenwert Blackrocks liegt derzeit bei 123 Milliarden Dollar.

Mehr Einfluß und Kontakte als Rockefeller, Fink und Soros?

Auch politisch sind beide inzwischen Gegner: Schwarzman ist US-Republikaner und langjähriger Freund Donald Trumps; er war zeitweise auch Leiter eines Beraterforums während seiner Präsidentschaft. Er ist damit auf einer Linie mit dem deutschstämmigen Paypal-Mitgründer Peter Thiel, der am Montag mitgeteilt hat, den Verwaltungsrat von Facebooks Mutterkonzern Meta zu verlassen. Der 54jährige Tech-Milliardär will nun republikanische Senatskandidaten bei den Zwischenwahlen im November finanziell unterstützen.

Fink ist hingegen US-Demokrat und fordert, Investitionen nach Klimagesichtspunkten auszurichten. CDU-Chef Friedrich Merz war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender eines deutschen Blackrock-Ablegers. In der Praxis ist aber ein Großteil der Kundengelder von Blackrock in Strategien ohne „grüne“ Klimaziele angelegt – Finks Anspruch ist in erster Linie „wokes“ Marketing im hartumkämpften Anlagegeschäft. Weniger bekannt als der Gigant Blackrock ist Blackstones 2005 gegründeter Hedgefonds GSO, der sich auf Anlagen in Rentenpapieren spezialisiert und 140 Milliarden Dollar an Kundengeldern verwaltet. Insgesamt verwaltet Blackstone 881 Milliarden Dollar an Kundengeldern und erwirtschaftete 2021 einen Gewinn von 1,4 Milliarden Dollar.

Schwarzman lebt in Manhattan auf 1.800 Quadratmetern und drei Stockwerken in John D. Rockefellers ehemaliger Wohnung im legendären Wolkenkratzer 740 Park Avenue. Sein Vermögen bleibt allerdings weit hinter dem Rockefellers zurück, der inflationsbereinigt immer noch der wohlhabendste Mensch aller Zeiten ist. Auf der Forbesliste der Milliardäre schafft es Schwarzman mit 38,2 Milliarden Dollar „nur“ auf Platz 33 – knapp vor dem Chinesen Jack Ma (Alibaba-Gründer) und dem Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne.

Doch an Einfluß und Kontakten übertrifft Schwarzman sogar den bestens vernetzten Investor George Soros (mit 7,5 Milliarden Dollar nur noch auf Forbes-Platz 342). Selbst Angela Merkel soll sich einst von Schwarzman erklären lassen haben, wie eine Beteiligungsgesellschaft funktioniert. Schwarzman behauptet sogar, bei den Verhandlungen von Trumps Freihandelsabkommen USMCA mit Kanada und Mexiko geholfen zu haben. In China kultiviert er Beziehungen auf höchstem Niveau: Fünf Präsidenten traf er persönlich, und er soll während der Eiszeit in den Beziehungen unter Trump ein Kommunikationskanal nach Peking geblieben sein. Beim Börsengang von Blackstone 2007 investierte der damals neu gegründete chinesische Staatsfonds als allererste Anlage drei Milliarden Dollar. Schwarzman saß auch in einem Beratungsgremium des russischen Staatsfonds.

Bei Schwarzmans 60. Geburtstag traten Rod Stewart und die Soul-Sängerin Patti LaBelle auf. Der zahlreichen prominenten Gäste wegen mußte die Park Avenue, eine wichtige Nord-Süd-Achse in Manhattan, gesperrt werden. Fünf Millionen Dollar soll die Feier gekostet haben, was auch schon vor der Finanzkrise als Exzeß gebrandmarkt wurde. Seine 70. Geburtstagsparty im Four Winds, dem einstigen Anwesen des legendären Investors Edward F. Hutton (1875–1962) unweit von Trumps Mar-a-Lago-Club in Palm Beach (Florida), blieb hingegen – trotz angeblich 20,5 Millionen Dollar Kosten – weitgehend unbeachtet. Am 14. Februar wird sich zeigen, ob Schwarzmans 75. Geburtstag neues Material für die Boulvardpresse liefert.

 blackstone.com