© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Überraschendes Fahndungsergebnis in Sachen NS-Raubkunst
Liebermann bleibt auf Föhr
(dg)

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg spürt seit 2015 dem Verbleib sogenannter „NS-Raubkunst“, zumeist aus jüdischem Besitz, sowie jener  „Beutekunst“ nach, die 1945/46 aus den Museen in der Sowjetischen Besatzungszone Richtung Rußland verschwand. Darüber hinaus haben sich die Kunsthistoriker in Magdeburg mit dem „Kulturgut aus kolonialen Kontexten“ ein Aufgabenfeld erschlossen, das langfristig Arbeitsplatzsicherheit garantieren dürfte. Doch die größte öffentliche Aufmerksamkeit versprechen vorerst immer noch Provenienzforschungen – kriminalistische Fähigkeiten verlangende Fahndungen nach „NS-Raubkunst“. Der jüngste spektakuläre Fall, der jedoch gegen alle Erwartung nicht zur  geforderten Rückgabe führte, betraf die Ölstudie „Wäschetrocknen – Bleiche“ (1890) des deutschen Impressionisten Max Liebermann. Das Bild hing als Leihgabe aus deutschem Privatbesitz im Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr. 2017 hatte ein Urenkel des 1933 emigrierten Leipziger Kaufhausbesitzers und Kunstsammlers Moritz Ury das Werk in die Magdeburger Lost-Art-Datenbank eingestellt und Restitution verlangt. Nach vierjähriger Recherche steht nunmehr fest, daß der Sohn und die Schwiegertochter Urys das Gemälde vor 1939 ganz legal in die USA ausführten. Dort gelangte es 1979 in den Kunsthandel, ohne daß andere Familienmitglieder davon erfuhren. Die Rückgabe-Ansprüche seien damit endgültig hinfällig, freut sich die Museumschefin Ulrike Wolff-Thomsen, will aber künftig Besuchern ihres Hauses „das Schicksal der Familie Ury“ näherbringen (Schleswiger Nachrichten vom 4. Februar 2022). 


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