© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Eine Bundeswehr-Uni als Ziel des „konservativen Rückschlags“
Ende des postheroischen Zeitalters
(ob)

Im April 2021 hat die damalige Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ein Vorhaben ihrer Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen (CDU) umgesetzt und die Helmut-Schmidt-Universität (HSU) der Bundeswehr in Hamburg zum Militärischen Sicherheitsbereich (MSB) erklärt. Der dort lehrende Erziehungswissenschaftler Thomas Höhne sieht in diesem Schritt, der die HSU in eine „Kaserne“ verwandle und dem Militärischen Abschirmdienst Kontrollbefugnisse über Dozenten und Studenten gewähre, nicht nur einen Anschlag auf die Freiheit von Forschung und Lehre. Es sei vielmehr ein Symptom für die „zunehmende Abschottung des Militärs gegenüber der Gesellschaft“ (Blätter für deutsche und internationale Politik, 12/2021). Mit diesem „Akt der Militarisierung“ solle das Konzept der „Inneren Führung“ und „Bürgers in Uniform“ rückgängig gemacht werden, dem die HSU und ihr Pendant in München (die übrigens seit 2001 MSB ist, ohne daß dies je als Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit beklagt wurde) verpflichtet seien. Verschwörungstheoretisch erblickt Höhne darin einen „konservativen Backlash“ – ohne die dahinter steckenden „Kräfte“ ansatzweise identifizieren zu können. Von der Leyen hat Höhne dabei jedenfalls nicht im Verdacht, da er sie dafür lobt, die Streitkräfte für Frauen weiter geöffnet zu haben und „Tendenzen zur Rückkehr des Soldatischen“ sowie zu den „vermeintlich männlichen Tugenden Gehorsam, Opferbereitschaft, Ehre“ und zur Ideologie vom „Primat des Kampfes“ energisch entgegengetreten zu sein. Offenbar vergeblich, wie Höhne bilanziert, für den sich in Hamburg nicht weniger als der Anfang vom Ende des „säkularen, postheroischen Zeitalters“ zeigt. 


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