© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Meldungen

Vorschlag zu Kirchensteuern stößt auf Kritik 

WIESBADEN. Auf breite Kritik in Kirchen und Politik ist der Vorschlag der stellvertretenden hessischen CDU-Landesvorsitzenden Lucia Puttrich gestoßen, die Einziehung der Kirchensteuer durch den Staat abzuschaffen. Das könne ein Weg sein, „der Entfremdung der Kirchenverantwortlichen von ihren Mitgliedern entgegenzuwirken“, schrieb die Landesministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten in einem Gastbeitrag für das Medienunternehmen VRM (Mainz). Das deutsche Modell der Kirchenfinanzierung sei weltweit einzigartig, so die Katholikin. Die Kirchen könnten „lebendiger, innovativer und jünger“ werden, wenn sie sich stärker um ihre Mitglieder bemühen müßten. Der Bischof des (katholischen) Bistums Mainz, Peter Kohlgraf, wandte sich gegen eine Abschaffung der Kirchensteuer. Sie sei eine zentrale Grundlage, damit die Kirchen auch im Sinne der Gesamtgesellschaft gute Arbeit leisten könnten: „Gleichzeitig zu fordern, finanzielle Ressourcen deutlich zu reduzieren und eine lebendige flächendeckende Präsenz zu verlangen, erscheint mir nicht schlüssig.“ Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, nannte die Kirchensteuerfinanzierung ein Privileg: „Wir sehen es aber zugleich als eine Verpflichtung, mit unserer Arbeit in Kirche und Diakonie für die Menschen da zu sein und das Zusammenleben in der Gesellschaft zu fördern.“ Kritik kommt auch von der hessischen SPD. Puttrichs Forderungen seien oberflächlich und verantwortungslos, sagte die kirchen- und religionspolitische Sprecherin der Fraktion im Landtag in Wiesbaden, Nina Heidt-Sommer. Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz plädiert für den Fortbestand der Kirchensteuerfinanzierung. „Die Aufgaben der beiden großen Kirchen im sozialen Bereich sind so groß und werden so erfolgreich geleistet, daß ich nicht erkennen kann, was besser werden sollte, wenn der Staat das übernimmt“, sagte er im VRM-Interview, das am 7. Februar veröffentlicht wurde. (idea)

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Regisseur Hans Neuenfels mit 80 Jahren verstorben 

BERLIN. Der Theater- und Opernregisseur Hans Neuenfels ist im Alter von 80 Jahren vergangenen Samstag in Berlin verstorben. Neuenfels wurde in Krefeld geboren und absolvierte seine Schauspiel- und Regieausbildung am Reinhardt-Seminar in Wien. Er arbeitete unter anderem am Theater Heidelberg, dem Stuttgarter Staatstheater und dem Schauspiel Frankfurt. Ende der 1980er Jahre war Neuenfels Intendant der Freien Volksbühne in Berlin. Er galt als führender Vertreter des sogenannten Regietheaters, als „Regie-Berserker“ (Wiener Zeitung), der gern „Skandale provoziert“ habe (Deutschlandfunk Kultur). Bekannt wurde er auch als Opernregisseur mit Inszenierungen in Nürnberg, Frankfurt am Main, Berlin, Bayreuth und Wien. Einige davon verursachten über die Fachwelt hinaus Aufsehen, wie etwa die Inszenierung von Mozarts „Idomeneo“ 2003 an der Deutschen Oper Berlin mit den abgeschlagenen Köpfen von Jesus, Buddha und Mohammed. Auch sein „Lohengrin“ bei den Bayreuther Festspielen 2010 mit dem Chor von Ratten sorgte für Unmut. Hans Neuenfels wurde 2005, 2008 und 2015 als Opernregisseur des Jahres ausgezeichnet. Für sein Lebenswerk erhielt er 2016 den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“. (tha)