© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Blick in die Medien
Geschützt oder frei?
Tobias Dahlbrügge

Öffentlich-rechtliche Anstalten und Filmproduzenten streiten mit Wikimedia, dem Betreiber von Wikipedia. Streitpunkt sind die Inhalte: Wikimedia will Senderbeiträge gratis zur Verfügung stellen, die Anstalten wollen Lizenzen dafür.

Wikimedias Position sinngemäß zusammengefaßt: Relevante Informationen müssen für alle frei verfügbar sein, außerdem zahlen die Nutzer ja bereits den Rundfunkbeitrag dafür. Der Verband der Dokumentarfilmer: Ihr ruiniert uns Produzenten, um selbst mit den kostenlos erworbenen Inhalten Kasse zu machen. Die Sender führen als Beispiel die beliebten Dokus von „Terra X“ (ZDF) an, mit denen Wikimedia seine Zugriffszahlen boostert. 

Doch stimmt die Geschichte vom armen kreativen Filmemacher, der dabei über den Tisch gezogen wird? Immerhin hat der Sender sein Material von ihm erworben. Und sind ein paar Terra-X-Folgen wirklich das Problem oder nicht eher die zahllosen Youtube-Kanäle, auf denen Fernsehinhalte hochgeladen werden? Obwohl: Warum sollten Youtuber die Inhalte dann nicht auch nutzen dürfen?

Wikimedia könnte pauschale Lizenzierungen abschließen, doch das strebt das Unternehmen nicht an.

Die Öffentlich-Rechtlichen sind jedenfalls sauer, weil sie auch gerne im Internet so präsent sein würden wie Wikimedia. Der Konzern kontert mit dem Slogan „Öffentliches Geld = Öffentliches Gut“ aus „Das Internet gehört allen“-Tagen. Natürlich könnte Wikimedia auch pauschale Lizenzierungen mit der zuständigen Verwertungsgemeinschaft VG Bild-Kunst abschließen, so wie es Schulen oder Unis tun, doch das lehnt das US-Unternehmen laut FAZ ab. Die verschiedenen Lizenzmodelle reichen von Modellen à la „Mach’ mit dem Werk, was du willst“ bis zu „Der Urheber muß genannt werden und kommerzielle Zwecke sind ausgeschlossen“.

Würde die kostenlose Weiternutzung öffentlich-rechtlicher Produktionen durch sogenannte  „Creative-Commons-Lizenzen“ (CC-Lizenzen) ermöglicht, hieße das für die Nutzer unter anderem, daß Filmmaterial nicht mehr nach einer gewissen Zeit aus den Mediatheken verschwinden würde, sondern auffindbar bliebe. Das, so Kritiker, würde jedoch die Produktionskosten erhöhen und damit in der Folge auch die GEZ-Zwangsabgabe.