© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Den Mächtigen auf den Geist gehen
USA: Puck.news möchte neuen Journalismus bieten und dabei den Leserkontakt revolutionieren
Christian Schreiber

Der Einstieg verspricht Spannung. „Puck beginnt dort, wo die Nachricht endet“, versichern die Macher des US-amerikanischen Nachrichtenportals puck.news, dessen Ursprünge auf das Jahr 2019 zurückreichen und das sich in den Vereinigten Staaten wachsender Beliebtheit erfreut. Der Name hat im übrigen nichts mit der Eishockeyscheibe zu tun, umgangssprachlich ist damit in den Staaten auch der Hausgeist oder ein Kobold gemeint. Diese Anspielung ist mehr als doppeldeutig und wohl auch gewollt. Die Macher um den früheren Vanity Fair- und New York Times-Journalisten Jon Kelly kokettieren gerne damit, daß sie hinter die Kulissen der Mächtigen blicken. 

Das abonnementbasierte Angebot ist in die vier Rubriken Hollywood, Silicon Valley, Wall Street und Washington unterteilt. Damit wird verdeutlicht, daß sich die Autoren mit Schauspielern genauso beschäftigen wie mit Politik, Börsenvorgängen und Technologie. Eine einheitliche „Blattlinie“ gibt es nicht, viele der Autoren sind seit Jahren im amerikanischen Mediengeschäft aktiv wie beispielsweise die Polit-Journalistin Tina Nguyen, die beim „Sturm auf das Kapitol“ vor Ort war und sich seit Jahren beim ehemaligen Präsidenten Donald Trump und seinem Umfeld regelrecht festgebissen hat. 

Kelly legt Wert darauf, daß bei Puck die Autoren immer im Mittelpunkt des Geschäfts stünden und sie keinen Verlagsinteressen unterstellt seien.  Er vergleicht die Plattform mit der früheren Musiktauschbörse Napster, die „traditionelle Alben in einzelne Songs zerlegt hatte“ und auf diese Weise eine starke Verbindung mit dem Konsumenten und dem Künstler geschaffen habe. Dadurch sei ein Abonnement-Markt entstanden, in dem Nutzer auch auf andere Musiker aufmerksam geworden seien. Und so müsse man sich Puck auch vorstellen. Die Autoren sind in Sozialen Netzwerken wie Twitter äußerst aktiv, ihre kompletten Texte gibt es aber nur hinter einer Bezahlschranke. Die einfache Mitgliedschaft gibt es monatlich für 13 US-Dollar, im Jahr kostet sie 100 Dollar. Premium-Mitglieder zahlen satte 250 Dollar für zwölf Monate, dafür erhalten sie aber die Möglichkeit, Hintergrundgespräche mit den Autoren zu führen und sich sogar mit diesen zu treffen. Dadurch soll eine ganz besondere Form der „Leserbindung“ entstehen und Informationen ausgetauscht werden, von denen das Objekt der Berichterstattung nichts mitbekommt. Hausgeister eben.