© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

JF-Intern
Generationenkonflikt
Felix Krautkrämer

Heinz Rudolf wer? Verdamp lang was? Die musikalische Unbelecktheit einiger jüngerer Redakteure birgt im Mehr-Generationen-Projekt JF eine nicht zu unterschätzende Portion an Sprengstoff – mit kurzer Lunte. Die fragenden Augen der nach 1990 geborenen Kollegen, wenn das Gespräch auf Klassiker wie „Dein ist mein ganzes Herz“ von Heinz Rudolf Kunze oder „Verdamp lang her“ der Nuschel-Band BAP kommt, können ältere Semester schier zum Verzweifeln bringen. Dann fühlen sich auch die Vertreter der Ü40-Generation trotz jugendlichen Aussehens steinalt und fragen sich: Wann ist die Gegenwart, als in einer Bar jeder wußte, daß man auf „Live ist Life“ mit „Na, na, na, na, na!“ antwortet, zur Vergangenheit geworden? Seit wann gehörte es nicht mehr zum musikalischen Bildungskanon, daß man die Scorpions-Zeile „Still loving you“ mit einem langgezogenen „Uuuhhhh“ trällert – und nicht dafür angeguckt wird, als ob man eine Zahnbehandlung ohne Narkose durchleidet. Wann wurde aus der Musik der Väter auf einmal die der Großväter? Und warum macht man sich als Mittvierziger noch die Mühe, musikalisch auf dem laufenden zu bleiben und bei Fler, Danger Dan oder Pietro Lombardi reinzuhören? Um bei den jungen und hippen Kollegen nicht als ahnungsloser Rentner zu gelten? Die können doch nicht mal Chris de Burgh von Chris Rea unterscheiden, weil ihnen beide Namen nichts sagen.

Aber wartet nur, auch ihr werdet alt. Und eure Helden wie Imagine Dragons, Freiwild oder Taylor Swift kennt dann kein Schwein mehr.