© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/22 / 11. Februar 2022

Kabinenklatsch
Wie wahrscheinlich ist das?
Ronald Berthold

Manchmal muß man als Fußballfreund vergleichen, um auch etwas vermeintlich Schlechteres wertzuschätzen. Schauen wir dafür zunächst auf die Bundesliga-Tabelle. Zwischen dem FC Bayern auf Platz eins und dem Sechsten, 1. FC Köln, liegen 20 Punkte Unterschied. Das heißt: Wenn die Domstädter noch Meister werden wollen, müßten sie alle Partien gewinnen, während die Münchner gleichzeitig sieben der 13 letzten Spiele verlieren. Wie wahrscheinlich dürfte das sein? Eben.

Es geht auch anders. In der Zweiten Liga beträgt die Differenz zwischen Rang eins und sechs lediglich zwei Zähler. Wenn Heidenheim als aktuell Sechster noch Erster werden will, müßte es nur einmal mehr gewinnen als Spitzenreiter Darmstadt. Ich glaube zwar nicht, daß die Schwaben aufsteigen werden, aber das nenne ich mal eine kitzlige Situation. Und die macht Sport genauso interessant wie hochklassige Leistungen.

Insgesamt haben im Unterhaus also ein halbes Dutzend Mannschaften absolut realistische Chancen, nächstes Jahr erstklassig zu spielen. Darunter sind mit dem HSV, Werder und Schalke gleich drei Große. Wenn ich die Trends verfolge, bin ich mir sicher, daß das Trio die ersten drei Plätze unter sich ausmachen wird. Denn die kleinen Klubs, neben Darmstadt und Heidenheim auch Herbstmeister St. Pauli, schwächeln. Die Hamburger haben in vier Rückrundenspielen sogar ihren Vorsprung von sieben Punkten auf den Relegationsrang verzockt. Was heißt das für die Bundesliga? Der Tabellen-16. muß am Ende gegen den Dritten der Zweiten Liga zu zwei Ausscheidungsspielen ran. Fast immer setzte sich bisher der Bundesligist durch. Diesmal dürfte der Zweitligist der Favorit sein.