© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/22 / 18. Februar 2022

Jennifer Morgan. Mit der Ex-Greenpeace-Chefin macht Baerbock ungeniert eine Lobbyistin zur Staatssekretärin.
Vom Bock zum Gärtner
Holger Douglas

Die Aufregung ist groß: Jennifer Morgan wird neue Staatssekretärin im Auswärtigen Amt. Ab dem 1. März darf die US-Amerikanerin als „Sonderbeauftragte für Klimapolitik“ zum Beispiel mithelfen, im Zuge der Internationalen Klimaschutzinitiative über sechs Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in der Welt zu verteilen, dann nach ihrer Einbürgerung als beamtete Staatssekretärin Klimakonferenzen vorbereiten und Außenministerin Baerbock ins Rampenlicht rücken.

Die 55jährige aus New Jersey, die seit Jahren in Berlin lebt und Deutsch spricht, ist keine Unbekannte: Bereits 1993 war sie ein Jahr im Bundesumweltministerium tätig und schrieb für dessen damalige Chefin Angela Merkel Reden. Bilder zeigen sie gut gelaunt neben „Greta“ und im Kreise des ominösen WEF-Vorsitzenden Klaus Schwab; sie ist bestens vernetzt. Als Studentin der Politikwissenschaft und Germanistik, unter anderem in Berlin, hatte sie einst das Buch „Um Hoffnung kämpfen“ der Grünen-Mitgründerin Petra Kelly auf das Thema Umwelt aufmerksam gemacht.

Morgan ist das, was man als klassische linke Klimaaktivistin bezeichnen kann. Noch nie hat sie in einem Betrieb gearbeitet, der sich am Markt behaupten muß, lebte stattdessen von Spenden und Alarmismus, je lauter, desto besser. So war sie bei der NGO Climate Action Network, dann beim WWF für das „Global Climate Change Program“ zuständig. 2016 schaffte sie es auf den Chefsessel der bekanntesten und militantesten Nichtregierungsorganisation: Greenpeace.

Für Greenpeace ein Erfolg: Die NGO muß sich keiner Wahl stellen und dringt doch in die Regierung vor.

Dort lernte sie, wie man mit Nötigung und Vandalismus eine der reichsten Umweltorganisationen wird: 2018 kippte Greenpeace 3.500 Liter gelbe Farbe rund um die Berliner Siegessäule aus: ein Krad-Fahrer stürzte, 135.000 Liter Wasser verbrauchte die Reinigung. 2021 beschmierte man eine Boeing der Air France, stahl die Zündschlüssel von 1.500 VW-Exportwagen und ließ während des deutschen EM-Auftakts einen Aktivisten per Motor-Gleitschirm ins Münchner Fußballstadion fliegen, der drei Menschen verletzte. Morgan verantwortet diese Straftaten – und rückt jetzt in den Regierungsapparat auf. Greenpeace Energy, Tochterfirma des im Geld schwimmenden Umweltkonzerns, macht in Windrädern, handelt mit Windstrom; die ehemalige Chefin darf künftig als verbeamtete Staatssekretärin die Windmühlen-Propaganda-Trommel schlagen. 

Wortkarg gibt sich die Antikorruptions-NGO Transparency International. Dabei müßte sie eigentlich aufschreien und Lobbyismus brandmarken. Doch jetzt kommt der ja von der „richtigen“ Seite. Um so lauter trat dagegen Baerbock bei der Vorstellung Morgans auf. Sie sprach karikaturesk von deren „weltweiter Strahlkraft“ und daß es „weltweit keine zweite Persönlichkeit“ gebe, die solche „Glaubwürdigkeit“ besitze, Morgan sei eine „Traumbesetzung“ und „Steuerfrau“.

Vor allem aus der Sicht von Greenpeace ist die Berufung ein Erfolg: Die NGO muß sich keiner Wahl stellen und dringt dennoch in den Regierungsapparat vor. Für den Steuerzahler wird es dagegen immer teurer. Hatte Morgan Berlin bisher doch als „mutlos“ kritisiert, weil zu wenig Geld in Klimaprojekte floß, was den ehemaligen Vorreiter in puncto Klimaschutz massiv Glaubwürdigkeit gekostet habe, schimpfte sie. Jetzt kann sie mithelfen, Gelder mit vollen Händen aus dem Klimapropaganda-Fenster zu werfen.