© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/22 / 18. Februar 2022

Begeisterung und Distanz
Stimmen zum Tod von Günter Maschke

„Ich habe Günter Maschke nie persönlich getroffen. Aber ich kannte seine Bücher, die er in der weißglänzenden ‘Edition Maschke’ herausgab. Ich las sie während des Tübinger Studiums, vor allem aber in der Zeit, als ich meine Biographie über Ernst Jünger schrieb. Da kommt Carl Schmitt, dessen Werke der überaus akribische Günter Maschke herausgab und kommentierte, naturgemäß nicht gut weg, gerade im Vergleich zum viel wacheren Jünger. Der wußte nämlich lange vor 1933, was die Nationalsozialisten mit Deutschland, das sie sich zur Beute machten, anstellen würden. Carl Schmitt ahnte es zwar auch, wollte aber als Verfassungsrechtler, der es bis zum Staatsrat gebracht hatte, vor allem das Recht des Führers schützen. Günter Maschke hat sich Schmitt nicht umsonst zum Lebensthema gemacht. Er war fasziniert von dessen scharfsinnigem Distinktionsvermögen, das er in unverwechselbare Formeln („Freund und Feind“, „Landtreter und Seeschäumer“, „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“) zu gießen verstand. Schade also, daß ich keine Gelegenheit fand, mit diesem Mann, der das Werk Carl Schmitts wie kein anderer kannte, ein Gespräch zu führen. Vielleicht wäre mein Urteil milder ausgefallen. Wie das von Ernst Jünger, der seinen Freund Carl Schmitt sogar noch verteidigte, als bekannt wurde, daß Schmitt wie viele andere auch ihn in seinen Tagebüchern geschmäht hatte.“ 

Heimo Schwilk, Journalist und Buchautor, exkluviv gegenüber dieser Zeitung 





„Günter Maschke verbrachte sein Leben in kreatürlicher und intellektueller Begeisterung und Verzweiflung. Distanz zu denen, die seine Wege kreuzten, und zu den Objekten seiner Leidenschaft (…) fehlte ihm völlig. Deswegen wurde er geliebt, auch von seinen Gegnern, wie ich vermute. Enthusiastisch teilte er meine Auffassung, daß der Begriff ‘konservativ’ gegenstandslos, somit nichtssagend, geworden sei.“

Frank Böckelmann, Publizist, auf der Netzseite des Karolinger Verlages





„Dieser geschworene Feind der Demokratie war der demokratischste Mensch, den ich je gesehen habe – dazu gehörte, jeden, der ihm begegnete, als Gleichen zu betrachten, dessen Bewußtsein unbedingt zur Wahrheit geführt werden mußte (…) Er, der theoretisch und praktisch sehr genau erfahren hatte, was ‘repressive Toleranz’ ist, glaubte zutiefst an die Freiheit der allgemeinen Diskussion und verstand nie, daß er davon ausgeschlossen sein sollte.“

Martin Mosebach, Schriftsteller, auf der Netzseite des Karolinger Verlages





„Der Anschluß an den vorherrschenden Konservatismus der Kohl-Ära kam für Maschke nicht in Frage. Er wollte auch gegen Linke und Liberale revolutionär bleiben, Berührungsängste im rechten Lager kannte er nicht. (…) Maschke war mehr Reaktionär als Nationalist. Seine Forderung an die Rechte, wieder ernsthafter, intellektueller und wissenschaftlicher zu werden, verhallte jenseits eines kleinen Gefolges meist ungehört.“

Volker Weiß, Historiker, im „Spiegel“





„Für einen Rechten waren seine Schimpftiraden gegen die lieben Deutschen schwer erträglich, für einen Linken sein Sarkasmus gegenüber allen Utopien.“

Lorenz Jäger, Publizist, in der „FAZ“