© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/22 / 18. Februar 2022

Zeitschriftenkritik: Tumult
Klimawandel und Multikulturalismus
Werner Olles

Zwar ist über den Klimawandel alles gesagt, doch schreibt der emeritierte Hochschullehrer Peter J. Brenner in seinem Beitrag „Die Klimawette“ in der Winter-Ausgabe 2021/22 der Vierteljahresschrift Tumult zu Recht, daß die „Klimaforschung“ gigantische Wissensmengen erzeuge, aber vorhandenes Wissen verdränge oder gar vernichte. Was Politikerreden wert sind, zeigte sich im Juli 2021, als allein im Ahrtal bei der Hochwasserkatastrophe 133 Menschen ums Leben kamen. Die damalige Bundeskanzlerin schwadronierte in den Trümmern der am stärksten betroffenen Gemeinde, die den denkwürdigen Namen „Schuld“ trägt, man müsse sich jetzt „sputen“, um des Klimawandels Herr zu werden: „Der lokale Bürgermeister widersprach der globalen Führerin, um dem computergenerierten Politikerwissen das archivierte Wissen der Lokalgeschichte entgegenzuhalten.“ So habe die Chronik der Gemeinde das erste Hochwasser um 1790 und das zweite um 1910 beschrieben. Nüchtern stellte er fest, daß es da noch keinen Klimawandel gab. Damit erinnerte er daran, daß lokalem Wissen gegenüber dem globalen Wissen der Vorrang gebühre. Die in ihren eigenen Verstrickungen gefangene Klimawandelbürokratie nehme hingegen „mit ihren unabsehbaren gesellschaftlichen und ökonomischen Implikationen den Menschen ihre Lebenswelt und unterwirft sie einer allumfassenden technokratischen Verfügungsgewalt“ (Brenner). 

Der Althistoriker Egon Flaig befaßt sich mit dem Urteil des Landesamtes für Verfassungsschutz von Sachsen-Anhalt, nach dem das Institut für Staatspolitik nicht mehr als „Verdachtsfall“, sondern als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft werde. Es geht um den Begriff „Ethnopluralismus“, der angeblich „nur die Pluralität zwischen den Völkern anerkenne, aber kaum die innerhalb eines Volkes“ (VS). Daß der VS sich mit diesem Konstrukt als „kulturwissenschaftliche Instanz“ betätigt, sei skandalös in einer Demokratie, „die auf einem vorzüglichen Verfassungstext basiert“ (Flaig). Nach diesen Kriterien wären auch der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt und der ehemalige Verfassungsrichter Ernst Wolfgang Böckenförde, die eine „multikulturelle Gesellschaft“ ablehnten, „gesichert rechtsextrem“. Flaig: „Der Multikulturalismus ist eo ipso demokratiefeindlich, weil er die Gemeinschaft der Staatsbürger in eine Vielzahl von Parallelgesellschaften zerlegt, welche ihre eigene Kultur leben gemäß ihren eigenen Werten und auch ihrem eigenen Recht.“ Damit verschwinde die Rechtsgleichheit der Staatsbürger, und die jeweilige kulturelle Eigenart rechtfertige die schlimmsten Verletzungen der Menschenrechte. Multikulturalismus münde notwendig in die Unterwerfung der schwächeren Partialkultur unter die gewaltsamste und stärkste.

Kontakt: Frank Böckelman. Nürnberger Str. 32, 01187 Dresden. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo 40 Euro.

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