© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/22 / 18. Februar 2022

Die rasante Entwertung von Bildungsabschlüssen
Strategielose Expansion
(wm)

Rückblickend auf den 24. Januar, den Internationalen Tag der Bildung, ist Aladin El-Mafaalani hochzufrieden. Ist sich doch der Osnabrücker Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft sicher, daß es zumindest „global gesehen vorwärts“ gehe und „weltweit enorme Erfolge erzielt“ worden seien. Die würden allein deshalb von der Unesco nicht gefeiert, weil sie ehrgeizigere Ziele wie die vollständige Abschaffung der Kinderarbeit und das Ende des Analphabetismus weltweit proklamiert hatte, sie aber leider verfehlt habe. Immerhin sei die Alphabetisierungsrate seit 1900 von 25 auf 80 Prozent um gut das Dreifache gestiegen, obwohl die Weltbevölkerung sich verfünffacht habe, von 1,6 auf heute 8 Milliarden Menschen. Auch in der hiesigen Bildungslandschaft wüchsen die Bäume nicht in den Himmel, räumt El-Mafaalani ein (Forschung & Lehre, 2/2022). Zwar steigt die Zahl der Abschlüsse unablässig, aber sie seien immer weniger wert. Eine „strategielose Expansion“, bei der kopflos angelsächsische Elemente übernommen wurden, die nicht zum deutschen Bildungssystem passen, überfordere Gymnasien und Universitäten seit zwanzig Jahren. Trotzdem glaubt El-Mafaalani weiter ans Mantra, soziale Ungleichheit lasse sich durch mehr Bildungsgerechtigkeit mit „anspruchsvoller Ganztagsbetreuung“ ausgleichen. 


 www.forschung-und-lehre.de