Der eine trägt sie auf dem Schopf. Die andere hat sie um den Hals gehängt. Der Chef stellt eine Vermißtenanzeige ins hausinterne Netz: „Habe ich bei irgend jemand meine Brille liegenlassen? Ohne die bin ich blind …“
Wer den Durchblick nicht verlieren will, der trägt eine Brille. Doch die vorwitzigen Dinger scheinen sich vom Träger zu absentieren, behandelt er sie nicht mit gebührender Aufmerksamkeit. Die Schreiberin dieser Zeilen verlor ihr Okular vergangenes Jahr im Schlamm der Ahr. Seither sichert sie ihre Gläser durch ein Bändsel.
„Wollen wir ein JF-Intern darüber schreiben?“ fragt in der Redaktionskonferenz CvD Matthias Bäkermann Bezug nehmend auf die Chef-Mail. „Niemals, dann denken doch alle, wir seien total vergreist“, wirft jemand ein. „Wir können ja die JF jetzt mit Vorlesefunktion anbieten“, frotzelt der brillenlose Felix Krautkrämer. Um gleich zu beschwichtigen: „Naja, im Alter soll es ja mit der Sehkraft besser werden.“ Das geht nun Politikchef Christian Vollradt contre cœur: „Ich trage seit 45 Jahren eine Brille, wenn überhaupt dann kompensiert es sich im Alter.“
Wie üblich entspinnt sich jetzt eine Metadiskussion. Derweil der Chef klammheimlich nach Hause fährt. Plötzlich war es ihm glasklar geworden: Zwar hatte er seine Lesebrille morgens auf-, allerdings wegen der Reparatur des Rades seines Jüngsten abgesetzt und in der Brusttasche seines Anoraks deponiert. Und genau dort hatte er sie beim Landfeinmachen vergessen.
In aufrichtiger Anteilnahme trauern wir um unseren
langjährigen Freund und Autor
Günter Maschke
* 15. Januar 1943 † 7. Februar 2022
Wir werden ihn als einen liebenswerten und allseits
geschätzten Kollegen in Erinnerung behalten und ihm
stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
JUNGE FREIHEIT
Wochenzeitung für Debatte