© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Frankreich zieht sich aus Mali zurück
Berlin hat keine Perspektive mehr
Felix Springer

Der in der vorigen Woche angekündigte Abzug der hauptsächlich unter französischer Führung stehenden Anti-Terror-Operationen „Barkhane“ und „Takuba“ aus Mali macht die Lage für die etwa 1.300 deutschen Soldaten vor Ort nicht einfacher. Ihr Umfeld hat sich zu einem selbst für afrikanische Verhältnisse bemerkenswert komplexen Kräftegewirr entwickelt. 

Frankreich bleibt voraussichtlich im westlichen Sahel vertreten, dennoch ist fraglich, ob die Bundeswehr ohne den französischen Beitrag überhaupt in der Lage sein wird, ihre Ziele vor Ort weiter zu verfolgen. Und welche waren das noch mal?

Der Vorgang verdeutlicht mindestens zwei bestimmende Tendenzen der letzten und wohl auch der nächsten Jahre: Einerseits versteckt sich das sicherheitspolitische Deutschland, das so gern den Begriff der „Verantwortung“ in den Mund nimmt, bis zur Selbstverkrüppelung in multinationalen Institutionen. Die größte Volkswirtschaft Europas hat auf diese Weise ein Maß der militärischen Selbstverzwergung erzwungen, das selbst unseren Verbündeten die Berliner Perspektive auf die Welt als irrelevant erkennen läßt. 

Andererseits ist es immer wieder das Frankreich Macrons, das entstehenden Spielraum zur Durchsetzung eigener Interessen nutzt. Der Konflikt der malischen Putschistenregierung mit der Postkolonialmacht zeigt, wer politisches Subjekt und wer Anhängsel ist. Deutschland zählt zu letzterem.