© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Zeitschriftenkritik: Cato
Wenn Ideologie auf Realität trifft ...
Werner Olles

Der Wechsel in der Cato-Chefredaktion von Andreas Lombard zu Ingo Langner wird in der aktuellen Ausgabe (Februar/März 2022) auch in der Ausrichtung der Zeitschrift deutlich. Das zweimonatlich erscheinende „Magazin für neue Sachlichkeit“ orientiert sich stärker an kulturellen beziehungsweise kulturpolitischen Themen, was definitiv kein Nachteil sein muß. Daß die Politik dabei nicht zu kurz kommt, dafür sorgen unter anderem die Beiträge von Till Kinzel, Siegfried Gerlich und Thorsten Hinz. So beschreibt Till Kinzel in seinem Essay „Der Anfang vom grünen Ende“ die Lage der deutschen Grünen, nachdem die EU-Kommission inzwischen die zu Unrecht dämonisierte Kernenergie faktisch rehabilitiert hat. Die grünen Schlagworte „Nachhaltigkeit“ und „Klimaneutralität“ könnten sich schon bald gegen ihre eifrigen Propagandisten wenden. Die Kehrtwende in der Klimapolitik durch die EU-Nomenklatura, die sich offensichtlich Restbestände an gesundem Menschenverstand und Realitätssinn bewahrt hat, sei für die Grünen ein Schock, quasi eine „Gotteslästerung“. Damit ginge nicht nur ihre geistige Vorherrschaft verloren, sondern auch ihre „bisher unwidersprochen hingenommene mediale Avantgardeposition“. Inzwischen plädiere auch eine Mehrheit der Deutschen für einen Weiterbetrieb der vorhandenen Atomkraftwerke, in der weisen Voraussicht, daß die Energieversorgung eines dichtbevölkerten Industrielandes nicht durch Solarzellen und naturzerstörende Windräder sichergestellt werden kann. Kinzels Fazit: „Wer aus hypermoralischen Quellen schöpft, ist realitätsuntauglich.“

Siegfried Gerlich befaßt sich in seinem Beitrag „Der Mensch, das Klima und die Wissenschaft“ mit der These vom angeblich „ausschließlich menschengemachten Klimawandel“, die jedoch mehr Propaganda als Wissenschaft sei. Die Verquickung von Klimaforschung und Klimaaktivismus, für die in Deutschland das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ unter seinem Gründer und Direktor Hans Joachim Schellnhuber stehe, der zugleich auch als Sprachrohr des „Weltklimarats“ (IPCC) agiere, habe zu einer ideologisch verhärteten Klimaorthodoxie beigetragen, die ergebnisoffene Forschung ablehne, den offiziellen „Klimaalarm“ als unantastbar ansehe und in apokalyptische Szenarien versinke, anstatt wie beispielsweise der Geowissenschaftler Sebastian Lüning und der Chemiker Fritz Vahrenholt kritische Wissenschaft zu betreiben. Damit stelle sich die „Klimakatastrophe“ als Phantom heraus – und die allein auf „Zappelstrom aus Wind und Sonne“ setzende deutsche Energiewende als pure Ideologie.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit „Europas leerer Mitte“ (Hinz) und Theodor Lessings 150. Geburtstag (Abramovych).

Kontakt: Cato Verlag GmbH, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 15,20 Euro, ein Jahresabonnement 79 Euro. www.cato-verlag.de