© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Filmkritik Winter People – Wie ein Blatt im Wind
Unversöhnliche Familienfehde
Werner Olles

Mitte der 1930er Jahre sind der verwitwete Uhrmacher Wayland Jackson (Kurt Russell) und seine Tochter Paula (Ameliz Burnette) mit einem LKW in den Wäldern von North Carolina unterwegs. Als der Truck in einem Fluß steckenbleibt, finden die beiden Unterschlupf auf der abgelegenen Farm der jungen Collie Wright (Kelly McGillis), die hier mit ihrem Baby lebt. Am nächsten Tag sieht Wayland, wie Drury und Cole Campbell (Mitchell Ryan/Jeffrey Meek), denen das Land jenseits des Flusses gehört, den Wagen plündern und umstützen.

Collie erhält in der Nacht Besuch von Cole Campbell, dem Vater ihres Sohnes, mit dem sie ein Verhältnis hatte, obwohl die Familien verfeindet sind. Als Cole gewalttätig wird, eilt Wayland ihr zu Hilfe und setzt den Betrunkenen auf sein Pferd, um es in einem Bachbett in Richtung Campbells Ranch zu treiben. Unterwegs stürzt Cole vom Pferd und bleibt im Steigbügel hängen. Collies Bruder Gudger findet ihn und verlangt, daß er Collie endlich heiratet, damit ihr Sohn einen Vater hat. Doch Cole beleidigt Gudger, worauf dieser wegreitet, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Am nächsten Tag steht das Pferd mit dem erfrorenen Cole vor Collies Farm …

Ted Kotcheffs Abenteuer-Melodram „Winter People – Wie ein Blatt im Wind“ („Winter People“, USA 1988) nach einem Roman von John Ehle, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, erzählt in wunderschönen Bildern und atemberaubenden Landschaftsaufnahmen (Kamera: François Protat) die Geschichte eines einfachen Uhrmachers, der sich während der 1930er Jahre mit archaischen Lebensstrukturen und einer unversöhnlichen Familienfehde auseinandersetzen muß, in die er durch die Liebe zu einer jungen Frau gerät. Der Film hat zahlreiche anrührende Momente, doch mangelt es der Inszenierung und den Dialogen bisweilen an Dichte, Atmosphäre und dramaturgischem Geschick. So wirkt er zuweilen ein wenig konstruiert und nicht besonders glaubwürdig. Sechs Jahre zuvor drehte Ted Kotcheff mit „Rambo – First Blood“ (1982) am Beispiel des Umgangs mit einem traumatisierten US-Vietnamkriegsveteranen (Sylvester Stallone) einen perfekt inszenierten, harten und spannenden Actionfilm. Das ist dem Regisseur mit „Winter People“ leider nicht ganz geglückt.

DVD: Winter People – Wie ein Blatt im Wind. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 108 Minuten