© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Blick in die Medien
Wenn der WDR twittert
Tobias Dahlbrügge

Wer beim WDR arbeitet, konnte bisher in sozialen Medien ziemlich unbehelligt machen, was er wollte. Es gab für den Umgang mit Facebook & Co. nur unkonkrete Richtlinien. Das soll sich ändern: Aus Empfehlungen sollen verbindliche Dienstanweisungen werden. Und um die gibt es Streit: in einem von der Seite Netzpolitik.org geleakten Entwurf ging es neben offiziellen WDR-Accounts auch um private Profile.

In der ersten Version hieß es, daß private Postings, Kommentare oder Likes auch „außerhalb der eigentlichen dienstlichen Tätigkeit“ die Anstalt nicht beschädigen dürften. Insbesondere „der Eindruck der Voreingenommenheit“ solle in der Öffentlichkeit vermieden werden, um die Unabhängigkeit des Senders zu verdeutlichen. Guter Witz. Bei Verstößen könne die Rundfunkanstalt mit internen Versetzungen „im Rahmen des Weisungsrechts“ reagieren. Eine Einschränkung der Meinungsfreiheit sei das aber nicht, betonte ein WDR-Sprecher nach Bekanntwerden des Entwurfes.

Ihre links-grüne Parteilichkeit wollten sich die Mitarbeiter offenbar nicht nehmen lassen.

Die Redakteurskonferenz hatte die Pläne „mit Irritation“ aufgenommen und protestiert. Ihre links-grüne Parteilichkeit wollten sich die Mitarbeiter offenbar nicht nehmen lassen. Sie warnten vor einer rechten Hetzern helfenden Schere im Kopf. Die Dienstvorschrift wurde daraufhin modifiziert. Die Anweisung zur Social-Media-Nutzung betrifft nun doch nur noch die offiziellen WDR-Accounts. Die privaten Profile der Mitarbeiter sind davon ausgenommen. Für sie gelten weiterhin lediglich „Empfehlungen“ des Arbeitgebers. Damit verbunden ist allerdings die Erwartung, daß WDR-Beschäftigte „dienstliche und private Online-Auftritte künftig klarer voneinander trennen“, so ein Sprecher gegenüber dem Branchendienst Meedia. Für die offiziellen Accounts gelten dieselben journalistischen Maßstäbe wie für die Produktionen, hieß es. Wenn andere Nutzer beispielsweise auf sachliche Fehler hinwiesen, solle man sich dankbar für den Hinweis zeigen. Zudem dürften Inhalte nicht gelöscht werden und wenn, dann nur nach Rücksprache und mit einem entsprechenden Vermerk. Ein Versprechen, auf dessen Einhaltung die Nutzer und Zuschauer künftig achten sollten.