© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Frisch gepreßt

Neudeutsche Führerin. Wer weiß, vielleicht wäre Annalena Baerbock, die damalige Co-Vorsitzende der Grünen, wirklich ins Kanzleramt eingezogen, wenn nicht einige Protagonisten der Gegenöffentlichkeit wie Hadmut Danisch und Roland Tichy ihren getürkten Lebenslauf skandalisiert hätten. In letzter Minute derart ausgebremst, hat die Hochstaplerin es aber jetzt immerhin mit ein paar Scheinen aus dem Grundstudium Politologie und einem dubiosen, an einer Londoner Bezahl-Universität „erworbenen“ Au-pair-Master in „Völkerrecht“ bis an die Spitze des Auswärtigen Amtes gebracht. Bei den heute für das politische Führungspersonal der BRD gültigen Qualifikationsstandards wäre ihr das allerdings auch mit einem „Seepferdchen“ im Schwimmausweis gelungen. Denn ausschlaggebend für solche Karrieren sind nicht Kompetenzen, sondern Kontakte. Und über die, das belegt Michael Grandts akribisch recherchierte Biographie, verfügt die „junge globale Führerin“ in reichem Maß. Deutsche Interessen dürfte die neue  AA-Chefin demnach nicht vertreten. „Durch Baerbock“, eine Marionette des Davoser Weltwirtschaftsforums und New Yorker Großspekulanten, so lautet das Fazit von Grandts mit 749 Fußnoten gegen den billigen Vorwurf der „Verschwörungsideologie“ gepanzerten Studie, „bilden die Grünen nun die Speerspitze einer postindustriellen Gesellschaft, auf die das globale Finanzkapital seine Hoffnungen setzt“. (wm)

Michael Grandt: „Junge globale Führerin.“ Annalena Baerbock: Wer sie ist – wer sie steuert – was sie will. Kopp Verlag, Rottenburg 2021, gebunden, 239 Seiten, 19,99 Euro





Grüne Satire. Mit George Orwells Zitat „Jede Generation hält sich selbst für intelligenter als die vorherige und weiser als die nach ihr“, leitet der Blogger Peter Borbe (borblog.de) sein satirisches Werk ein. Den von ihm dargestellten 117 Situationen ist schnell anzumerken, daß es sich um dystopische Gedankenexperimente handelt. Andererseits ist offensichtlich, daß viele seiner geschilderten Szenarien aus der „Grünen-Welt“ direkt durch reale Aussagen und Geschehnisse inspiriert wurden. Beispiel: „Um racial profiling zu vermeiden, muß die Polizei Quoten bei Kontrollen erfüllen. Wenn in der Nähe eines Drogenbrennpunkts ein Schwarzer kontrolliert wird, dann muß auch die nächste weiße Oma gefilzt werden.“ Dieses Zusammenspiel regt den Leser gleichermaßen zum Nachdenken wie zum Schmunzeln an. Die Tatsache aber, daß heutige politische Realitäten noch vor wenigen Jahren als völlig skurril galten, könnte dazu führen, auch Borbes Satiren einen prophetischen Charakter nahezulegen. (ew)

Peter Borbe: Leben in der Grünen-Welt. Ein satirischer Blick in eine grüne Zukunft. Verlag Tredition, Hamburg 2021, gebunden, 125 Seiten, 15,99 Euro