© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Umwelt
Licht und Schatten
Bernd Rademacher

Der Afrikanische Waldelefant, der Glattwal oder Feldhamster – sie stehen mit Tausenden anderen auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN. Doch auch die Vielfalt einheimischer Nutztierrassen ist gefährdet. Das geht aus der aktuellen „Roten Liste“ der Zentralen Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland (TGRDEU) hervor. Demnach gelten 56 der 80 dort registrierten Groß- und Kleintiere als bedroht. Als „extrem gefährdet“ gelten Rassen mit weniger als 200 Individuen. Ab einem Bestand von tausend Individuen gilt eine Art als gesichert. Vom Ansbach-Triesdorfer Rind dagegen gibt es in Bayern nur noch ganze sechs Bullen, die für Nachwuchs sorgen könnten. „Extrem gefährdet“ sind auch Aylesbury-Enten, Westfälische Totleger-Hühner und das Fuchskaninchen. Am kritischsten ist die Situation bei den Gänserassen.

„Der Wolf macht eine naturnahe Weidehaltung von Schafen und Ziegen immer schwieriger.“

Bei einigen Pferderassen gibt es gute Nachrichten, etwa beim Lehmkuhlener Pony, einer Zucht des Barons von Donner aus Preetz in Holstein von 1913. Zudem widmen sich regionale Initiativen dem gezielten Erhalt alter Nutztierrassen – nach dem Motto: „Erhalten durch Aufessen“. Ein Beispiel ist das Bunte Bentheimer Schwein. Daneben gibt es Förderprogramme mit Halterprämien. Das Modelabel „Nordwolle“ half, das Pommersche Landschaf zu konsolidieren, indem es die strapazierfähige Wolle zu Textilien verarbeitet. Und wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wurde einige bestandsgefährdete Schweinerassen in andere Regionen umgesiedelt oder in Zoos verbracht. Die deutschen Ziegen- und Schafrassen gelten als „Beobachtungsfälle“. Hier ist es der Wolf, der eine naturnahe Weidehaltung immer schwieriger macht. Und die eingewanderten Raubtiere vermehren sich unaufhaltsam. Aber wegen zunehmender Rißschäden (JF 50/21) dürfen sie nun ausnahmsweise abgeschossen werden.

„Rote Liste“ der TGRDEU:  tgrdeu.genres.de