© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/22 / 25. Februar 2022

Haltungsnote
Einfach nicht mitmachen
Gil Barkei

Noch immer fragen sich viele, warum die Fußballweltmeisterschaft dieses Jahr am 21. November beginnt, in einem autoritär und streng islamisch regierten Land, in dem Kicken so verwurzelt ist wie hierzulande Kamelrennen, und in dem Arbeitskräfte oftmals gehalten werden wie moderne Sklaven. Die Antwort ist ganz einfach: Ölgeld. Doch immer mehr Menschen ziehen eine rote Linie: Stopp, mit mir nicht mehr. So wie die Belegschaft der Kölner Kneipe „Chlodwig Eck“. Eigentlich werden in der Schenke alle Partien der Bundesliga und Länderspiele gezeigt, doch während der WM in Katar bleiben die Bildschirme aus. „Wir machen den Scheiß nicht mit“, stellt Wirt Robert Hilbers gegenüber dem Express klar. „Es sind die bekannten Gründe. Die viele Kohle, die Menschenrechte und der Witz, daß es im Winter stattfindet. Das Team und ich haben gemeinsam entschieden. Die Mitarbeiter haben bei mir offene Türen eingerannt.“ Dabei bieten gerade Public-Viewing-Events Gelegenheit für ein (in Corona-Zeiten willkommenes) gutes Geschäft. Doch Hilbers bleibt konsequent: „Es betrifft auch die Quali-Spiele. Wir zeigen die halt nicht.“ 

Als moralinsaurer Boykott-Anführer möchten er und sein Team allerdings nicht gelten: „Ich will keine Bewegung oder konzertierte Aktion starten, jeder sollte es selbst wissen, was er tut oder läßt. Nur wir vom ‘Chlodwig Eck’ können das halt nicht gutheißen, was da passiert und dem Ganzen eine Plattform geben.“