© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Nebenwirkungen der Corona-Impfungen
Liefert endlich mehr Daten!
Mathias Pellack

Das Thema Corona scheint in diesen Tagen kaum noch jemanden zu interessieren. Lästige Kritik wird einfach beiseite geschoben. So erklären sich auch die Reaktionen auf die Veröffentlichung der Zahlen von bedeutend mehr Corona-Impfnebenwirkungen durch die BKK ProVita Krankenkasse. „Kompletter Unfug“, „undifferenzierte Schwurbelei“ oder Kasse, die mit „Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen“ werbe, fluchte der Chef vom Virchowbund. Jetzt wurde gar BKK-Vorstand Andreas Schöfbeck fristlos entlassen.

Aus ihren Daten von fast elf Millionen Versicherten hatte die Krankenkasse für ganz Deutschland 2021 etwa drei Millionen Impfnebenwirkungen hochgerechnet. Bedeutend mehr als die 244.576, die das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über das Jahr bei 61,4 Millionen Geimpften sammeln konnte. In der Tat werden die BKK-Berechnungen auch viele weniger bemerkenswerte Fälle enthalten, wenn Patienten nur geringe Probleme hatten. 

Doch die eigentliche Crux ist, daß – wie immer und überall in der Corona-Krise – keine soliden Daten zur Verfügung stehen, die möglicher Kritik bereits vorab den Wind aus den Segeln nimmt. Das Meldesystem des PEi steht auf höchst wackligen Beinen, denn nach Angaben von Ärzten sind die Meldungen zu zeitaufwendig und schlecht vergütet. Vergleicht man die bloßen Meldezahlen Deutschlands mit denen in anderen Ländern, fällt auch hier eine deutliche Untererfassung auf. Sollte im Herbst sogar eine Impfpflicht drohen, ohne daß die Politik belastbares Datenmaterial liefert, dürfte der Protest auf den Straßen wieder zunehmen.