© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Meldungen

Behörden gehen in Kusel von einem Täter aus 

KAISERSLAUTERN. Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten im rheinland-pfälzischen Kusel führen die Behörden nur noch einen Mordverdächtigen. „Aufgrund der inzwischen durchgeführten Ermittlungen gehen Polizei und Staatsanwaltschaft nunmehr davon aus, daß der 38jährige Tatverdächtige alleine fünf Schüsse auf die beiden Polizeibeamten abgefeuert hat“, teilte die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern mit. An den Tatwaffen seien nur DNA-Spuren eines der beiden Verdächtigten gefunden worden. Der andere hatte schon während seiner Vernehmung bestritten, etwas mit dem Doppelmord zu tun zu haben. Im Wagen der Männer entdeckte die Polizei zuvor erlegtes Wild. Die Behörden vermuteten daher, daß der Mord ursprünglich eine illegale Jagd vertuschen sollte. Der Verdacht auf Wilderei bestehe daher nach wie vor für beide Männer fort. Am 31. Januar wurden in Kusel zwei Polizeibeamte bei einer Kontrolle erschossen (JF 7/22). Der Fall sorgte seinerzeit deutschlandweit für Entsetzen. „Worte können in einer solchen Situation kaum trösten“, betonte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei einer Gedenkfeier für die getöteten Beamten. Diese grausame Tat werde die Polizei in Zukunft nur noch enger zusammenschweißen. (fw)





Gneist-Straße soll nicht umbenannt werden 

ORANIENBURG. Die Stadt Oranienburg hat angekündigt, eine nach der vom sowjetischen Geheimdienst verfolgten Gisela Gneist benannte Straße trotz Kritik nicht umzubenennen. Mehrere im Stadtparlament eingereichte Anträge für einen anderen Namen wurden vergangene Woche wieder zurückgezogen, wie ein Sprecher mitteilte. So habe etwa die Linkspartei Abstand von ihrem ursprünglichen Vorschlag genommen, die Straße stattdessen nach der 2020 verstorbenen Minette von Krosigk zu benennen, die sich in der Stadt gegen Rechtsextremismus engagiert hatte. Der Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ) hat die Benennung der Straße nach Gneist zuletzt erneut kritisiert. „Sowohl die Opferverbände und die Gedenkstätte Sachsenhausen als auch ich als Präsident des Zentralrats der Juden hatten deutlich gemacht, daß wir die Benennung einer Straße nach Gisela Gneist im Aderluch in Oranienburg für ausgesprochen problematisch halten“, betonte der ZdJ-Vorsitzende Josef Schuster der Deutschen Presse-Agentur zufolge. Auch die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und das Internationale Sachsenhausen-Komitee, sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) empörten sich über die Namenswahl. Der Erinnerungsbeauftragte der EKD Berlin-Brandenburg sprach beispielsweise von einer „Provokation“. Zuvor hatte ein Historiker Gneist in einem Gutachten attestiert, keinerlei „Berührungsängste gegenüber rechtsextremistischen Positionen“ gehabt zu haben. Gisela Gneist war von 1946 bis 1950 in einem Speziallager auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen inhaftiert. Die Lagerinsassen wurden dort zumeist ohne vorheriges Urteil vom sowjetischen Geheimdienst NKWD festgehalten. „Insgesamt war das Lagerleben menschenunwürdig, die Grundbedingungen müssen sogar als inhuman bezeichnet werden“, schrieb Gneist im Rückblick. Nach ihrer Haftzeit engagierte sie sich für den Opferverband „Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen e.V.“, dessen Vorsitzende sie später wurde. Im Jahr 2020 hatte die Stadt eine Straße in einem Neubaugebiet nach der 2007 Verstorbenen benannt. (fw)