© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Wappenstreit der Woche
Es is’n eichen Ding
Paul Leonhard

Nicht Sturmschäden und Borkenkäfer im heimischen Wald bereiten derzeit Forstwirt Daniel Timo Prinz von Sachsen schlaflose Nächte, sondern das Familienwappen, das die Wettiner vor exakt 600 Jahren von den Askaniern übernahmen. Das leuchtet dem Nachfolger Augusts des Starken aktuell von unzähligen Fotos und Fernsehaufnahmen entgegen, wenn im Freistaat gegen Corona-Maßnahmen protestiert wird. Schuld daran sind die „Freien Sachsen“, die – sollten sie jemals an die Macht kommen – das ehemalige Königshaus an der „Gestaltung der Zukunft Sachsens angemessen“ beteiligen wollen. Der Prinz aber will nicht beteiligt werden, sondern lieber der vom Verfassungsschutz beobachteten Kleinpartei die Verwendung des Familienwappens verbieten. Das ist juristisch schwierig. Man verwende ein historisches Wappen, „an dem niemand die Rechte hat“, sagt ein Parteisprecher. Es ist auch nicht als Wort-Bild-Marke geschützt und der Freistaat nicht betroffen: „Das Familienwappen des Hauses Wettin ist ein eigenständiges, vom Wappen des Freistaates eindeutig unterscheidbares“, verlautet es aus der Staatskanzlei. Der Prinz müßte also Lobbyarbeit leisten, damit eine Parlamentsmehrheit Paragraph 2 der Wappenordnung in Kraft treten läßt, laut dem „ein großes Staatswappen“ durch Gesetz bestimmt werden kann. Dann wäre nicht nur der neunmal von Schwarz und Gold geteilte Schild mit dem schrägrechten grünen Rautenkranz geschützt, sondern auch die kurfürstlichen Löwen, ob mit oder ohne Krone. Dafür hatte vor 30 Jahren der Leipziger Landtagsabgeordnete Volker Schimpff (CDU) vergeblich gekämpft.  „König“ Kurt Biedenkopf war seinerzeit die heftigen Debatten um Symbole, um schlesische und sorbische Befindlichkeiten leid. Er wollte aufbauen. So überlas er den Wahlspruch der Wettiner: „Providentia Memor“ („Der Vorsehung eingedenk“).