© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Über die Schutthalden hinweg
Werner Olles

Im Vorwort der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift Die Neue Ordnung bezieht sich Chefredakteur Pater Wolfgang Ockenfels auf den Satiriker Karl Kraus (1874–1936), der die Verrücktheiten seiner Zeit messerscharf aufs Korn nahm. Seine gesellschaftskritischen Darbietungen in späten Filmaufnahmen, die heute noch über Youtube abrufbar seien, hätten eine ungeahnte Meinungsfreiheit bewiesen, die damals (bis 1933) in Deutschland herrschte: „Unter den jetzt obwaltenden Diktaten der political correctness gegen die Meinungsfreiheit kann man sich kaum vorstellen, wie Autoren wie Karl Kraus heute noch öffentlich wirken sollten.“ Wer sich über „die Schutthalden des alltäglichen Irrsinns“ hinweg einen realistischen Aufschluß über die vorherrschende Normalität verschaffen“ wolle, könne an den Realsatiren von Mathias Richling, Bernd Zeller und Henryk M. Broder kaum vorbei. Dabei folge Broder – orientiert an Karl Kraus – einem klassischen Stil, dem er sich als Nachfolger nähern dürfe, weil er sich nicht nur über die sprachlichen Verschrobenheit der Gegenwart erheitere, sondern weil er sich auch ernsthaft über die Verkommenheit der Gegenwart äußere – und das in „einem fast heroischen Sinn“.

Felix Dirsch wirft in seinem Beitrag „Heilung und Heiligung“ einen „Blick auf die Rezeption der Corona-Krise“ und beschreibt seine „Eindrücke einer Epochenzäsur“. Repräsentativ für das glaubenstreu-konservative Lager seien dabei eine lesenswerte Schrift über die Corona-Krise, verfaßt von dem Chemiker Josef Heinskill und dem Bonner Latinisten Heinz-Lothar Barth („Die Fehler von Staat und Kirche in der Coronakrise“), die auch Literatur von „Corona-Rebellen“ heranziehe, sowie der vielbeachtete Aufruf „Veritas liberabit vos“, mit dem sich unter anderen Kurienerzbischof Carlo Maria Viganò, Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Weihbischof Andreas Laun im Mai 2020 an die Öffentlichkeit wandten. Sie wiesen auf die sich früh abzeichnenden Freiheitsbeschränkungen, den medial-regierungsamtlichen Alarmismus, der durch Fakten nicht gerechtfertigt war, und auf die Entwicklung zu vermehrten globalistischen Kontrollen hin, die zukünftig viel weiter gehen würden, als augenblicklich abzusehen sei.

Weitere Beiträge: „Was bedeutet ‘Respekt’?“ (Hans Braun), „Subsidiarität, Markt und Christlichkeit – Fundamente Sozialer Marktwirtschaft“ (Elmar Nass), „Eric Voegelin und die religiös aufgeladene Politik der Zeit“ (Peter Gullo), „Christliches Abendland und Geistesgeschichte“ (Stefan Hartmann) und „Vom Humanum zum Arkanum? Zum kirchlichen Islamdialog (Hans-Peter Raddatz). Buchbesprechungen runden das 80 Seiten umfassende Heft ab.

Kontakt: Verlag Franz Schmitt, Postfach 183, 53708 Siegburg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, ein Jahresabo 25 Euro.

 www.die-neue-ordnung.de