© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Blick in die Medien
Grüne Streifen
Tobias Dahlbrügge

Die Medien- und Filmgesellschaft (MFG) Baden-Württemberg will Filmproduktionen künftig „klimaneutral“ machen. Durch „Green Shooting“ sollen „Filmproduzent*innen“ ihren „ökologischen Fußabdruck“ reduzieren. Dazu hat der SWR einen „CO₂-Rechner“ programmiert, der errechnet, wieviel Energie „Strom und Wärme, Mobilität und Hotelübernachtungen des Teams, Catering und Kulissenbau“ verbrauchen.

Wenn man sich vorstellt, wie viele Filme nach diesen Kriterien nie gedreht worden wären: „Easy Rider“? Viel zu hoher Spritverbrauch! Und erst die Explosionen bei James Bond: Feinstaub!?

Ein „Green Consultant“ überwacht und zertifiziert den Dreh. Neue Medienjobs für Ideologen winken.

Aber das Ganze hat auch Vorteile, nämlich für Typen, die keinen vernünftigen Beruf erlernt haben, aber ideologisch geformt sind: Denn bei jedem zertifizierten „Green Shooting“-Dreh muß zwingend ein „Green Consultant“ anwesend sein, also ein Öko-Kommissar („Muß-Vorgabe“). Dazu kann man sich von der MFG ausbilden lassen. Es winken lukrative Jobs als Stromschnüffler beim Film! Die wachen darüber, daß nur Ökostrom aus der Steckdose kommt und statt Dieselgeneratoren nun Solaranlagen eingesetzt werden … äh, und bei Nachtaufnahmen?

Das erste Pilot-Projekt war der ARD-Tatort „Fünf Minuten Himmel“ mit Heike Makatsch. Neben dem Tatort beteiligen sich auch so hochwertige Produktionen wie „Sturm der Liebe“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ an der Selbstverpflichtung zur „Nachhaltigkeit“ am Set. So sollen zum Beispiel Kulissen nach dem Dreh für andere Produktionen weiterverwendet werden. Spielt der nächste Krimi dann in der alten Lindenstraße?

Die unter Aufsicht des ausgebildeten Öko-Filmwartes gedrehten Streifen werden künftig mit dem eigens entworfenen Etikett „Green Motion“ veredelt, das im Abspann gezeigt wird und auf dem Promo-Material prangt.

Spannung, Action, Kameraführung? Egal, Hauptsache Klima-Dings. Dafür gibt’s dann reichlich Filmförderung – und vielleicht bald einen Öko-Oscar? Ob das Publikum deswegen ins Kino geht oder die Kiste einschaltet?