© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Stimmen gegen den Einheitsbrei
Bernd Kallina interviewt prominente Konservative
Felix Dirsch

Bernd Kallina ist im eigenen Milieu als umtriebiger Journalist und Aktivist unter anderem als Burschenschafter bereits seit Jahrzehnten bekannt. Der frühere Deutschlandfunk-Redakteur hat sich stets bemüht, wider den Stachel linker Zeitgeisthegemonie zu löcken. Während andere dieses Ansinnen mit Hilfe voluminöser Monographien verfolgen, hat Kallina dazu nun viele prominente Zeitzeugen zu aktuellen Themen befragt. 

Als Auswahl liegen 21 an verschiedenen Orten bereits publizierte Gespräche gesammelt vor. Stellvertretend sind die Namen Günther Deschner, Konrad Löw, Werner J. Patzelt, Gernot Facius und Erika Steinbach anzuführen, allerdings ruft Kallina auch schon wortmächtige Verstorbene in Erinnerung wie Günter Zehm, langjähriger Kolumnist dieser Zeitung, oder den konservativen Vordenker Günter Rohrmoser. Sie vertreten allesamt eine andere Sicht als jenen in den Medien verbreiteten Einheitsbrei. Daneben wird der Band durch einige vom Autor selbst verfaßte Texte abgerundet. So findet sich auch eine Dokumentation über den „Fall Günther Beckstein und die Münchener Burschenschaft Danubia“. Der Interviewband wird von einem Vorwort des emeritierten Kölner Politikwissenschaftlers Hans-Helmuth Knütter eingleitet. Der erste Teil beschäftigt sich mit „Schatten-Themen deutscher Zeitgeschichte“. Teil zwei legt den Schwerpunkt auf „Deutschlands Multi-Kulturalisierung und ihre Folgen“, während sich der dritte Teil der AfD und der Reaktion der Altparteien auf die neue Kraft widmet.

Der Leser von Interviews macht öfter die Erfahrung, daß das Gegenwartsgeschehen auf diese Weise leichter vermittelt wird als durch gelehrte Studien. Um ein Beispiel anzuführen: Der verstorbene Philosoph Günter Rohrmoser bemühte sich in seinen Schriften stets um verständliche Analysen zur aktuellen Lage. So sehr auf den Punkt gebracht wie in der abgedruckten Unterredung hat er seine Haltung jedoch selten. Ein anderer Vorteil dieser Art der Präsentation ist darin zu sehen, daß manche Gesprächspartner sich direkter äußern als in eigenen Fachpublikationen. Der Historiker Michael Wolffsohn kritisiert mit deutlichen Worten, daß der „überlebensnotwendige Nationalismus“ in Deutschland unterentwickelt sei.Viele Aussagen der Interviewpartner sind an Klarheit nicht zu überbieten. Rolf Stolz, Gründungsmitglied der Grünen, nennt seine frühere Gruppierung eine „volksfeindliche Anti-Deutschlandpartei“.

Selten findet man eine derart beeindruckende Alternative zur linken Perspektive aktueller Trends wie in Kallinas Mosaiksteinen. Sie entlarven die linke bis linksextreme Deutungsdominanz als schädlich für unser Land!

Bernd Kallina: Unhaltbare Zustände! Interviews & Beiträge im deutschen Interesse. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021, broschiert, 236 Seiten, 16,99 Euro