© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Umwelt
Pandemie bringt Plastikmüll
Paul Leonhard

Corona hat Alarmierendes zutage gebracht: Der Gesundheitsbereich verursacht nicht nur vier bis fünf Prozent der weltweiten Treibhausgase, er hinterläßt bei der Pandemiebekämpfung auch tonnenweise Müll. Neben den Masken waren das bis 2021 etwa 144.000 Tonnen an gebrauchten Nadeln, Spritzen und Sammelbehältern, 2.600 Tonnen Reste von Test-Kits sowie 731.000 Liter chemischer Abfälle. Dazu kommt die Schutzkleidung. Nach einer Studie in fünf asiatischen Städten fielen pro Krankenbett und Tag 3,4 Kilo infektiöser Müll an – das Zehnfache gegenüber 2019. Die WHO beklagt, daß ein Drittel des Gesundheitsbereichs seinen Müll nicht fachgerecht entsorgt. Deutschland betrifft das zum Glück nicht. Hier wissen selbst Kinder instinktiv, daß sie die herumliegenden Masken – Milliarden werden weltweit monatlich weggeworfen – nicht anfassen dürfen, weil diese nicht nur eklig aussehen, sondern ein Reservoir für Krankheitserreger sind. Und die diversen Behörden haben sich Gedanken über die richtige Entsorgung gemacht.

Wiederverwendbare Modelle und die Entwicklung biologisch abbaubarer Mundschutzmasken.

So sind Umweltbundesamt, Robert-Koch-Institut und Co. in Abstimmung mit der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall zu dem Ergebnis gekommen: Es bestehen keine besonderen Anforderungen an die Abfallentsorgung aus Impf- und Testzentren. Diese könnten gemeinsam mit Siedlungsabfällen entsorgt werden. Doch nicht überall landet der Corona-Müll in einer Verbrennungsanlage. Nach Angaben chinesischer Forscher sind schon 25.000 Tonnen in die Weltmeere gelangt. Da die Masken aus langlebigem Plastik (erdölbasierte Polymere) bestehen, benötigt die Natur für deren Abbau Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte. Zwar stammt das Virus aus China, und das Reich der Mitte hat auch am meisten an der Maskenproduktion, an Schutzkleidung und Tests verdient, aber eine Rücknahmepflicht für diese Produkte besteht nicht. Dänische Wissenschaftler schlagen drei Maßnahmen vor: das Aufstellen von Masken-Mülleimern, den Umstieg auf wiederverwendbare Modelle und die Entwicklung biologisch abbaubarer Mundschutzmasken. Denn die nächste Covid-Welle kommt bestimmt.