© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Meldungen

Erhebliche Untererfassung von Impfnebenwirkungen?

MÜNCHEN. Die Krankenkasse BKK ProVita hat die Zahl der vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für 2021 gemeldeten 244.576 Verdachtsfälle für Impfnebenwirkungen nach einer Corona-Impfung angezweifelt. Es gebe „Grund zu der Annahme, daß es eine sehr erhebliche Untererfassung gibt“, heißt es in einem Brief von ProVita-Vorstand Andreas Schöfbeck an PEI-Präsident Klaus Cichutek. Datengrundlage seien Abrechnungsdaten einer Stichprobe von 10.937.716 BKK-Versicherten bis zur Hälfte des dritten Quartals 2021. Danach müsse man bis dahin schon von 216.695 behandelten Fällen von Impfnebenwirkungen ausgehen: „Wenn diese Zahlen auf das Gesamtjahr und auf die Bevölkerung in Deutschland hochgerechnet werden, sind vermutlich 2,5 bis drei Millionen Menschen wegen Impfnebenwirkungen nach einer Corona-Impfung in ärztlicher Behandlung gewesen“, so Schöfbeck. Der Virchowbund hält diese Rechung für falsch. Eine Schwellung an der Einstichstelle oder erhöhte Temperatur durch die Immunantwort seien keine „Gefahr für das Leben“, kritisierte Dirk Heinrich, Chef des Verbands der niedergelassenen Ärzte. Man könne die Verdachtsfälle nicht mit der Zahl der bestätigten Impfnebenwirkungen gleichsetzen. „Diese undifferenzierte Schwurbelei paßt aber ganz offensichtlich in das Markenimage der Kasse, die mit Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen wirbt und sich selbst als ‘veggiefreundlichste Krankenkasse’ tituliert“, so Heinrich. (fis)

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Import von US-Erdgas fördert die Erderwärmung

ITHACA. Mit einer Förderung von 915 Milliarden Kubikmetern waren die USA 2020 der weltgrößte Erdgasproduzent – vor Rußland (639) und dem Iran (251). Doch der seit 2006 mittels Fracking auch im texanischen Permian Basin geförderte Brennstoff ist für Ökologieprofessor Robert Howarth (Cornell University) ein „Problemgas“, weil an jedem Bohrloch Methan (CH4) freigesetzt werde. Der Gehalt dieses Gases in der Luft, das stärker zur Erwärmung beitrage als CO2, sei dort seit 2007 sprunghaft angestiegen. Drossele man den CH4-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent, ließe sich „einfach und kostengünstig“ das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius erreichen, weil sich so die globale Erwärmung bis 2040 um 0,3 Grad abschwäche. Ein Effekt, den künftige deutsche Importe von US-Flüssiggas (LNG) konterkarieren würden (Spektrum der Wissenschaft, 1/22). (ru)

 ecologyandevolution.cornell.edu





Nur FFH- und Vogelschutz-Richtlinie unverhandelbar

BERLIN. Umweltministerin Steffi Lemke will beim Windkraftausbau den Artenschutz aufweichen. „Nicht verhandelbar sind für mich und die Koalition die FFH- und Vogelschutz-Richtlinie mit ihrem Netz von Schutzgebieten. Ansonsten müssen wir sehen, wie Planung und Ausbau der Erneuerbaren nun beschleunigt werden können“, erklärte die Grünen-Politikerin im BUNDmagazin (1/22). „Die Klimakrise und das Artensterben sind gleich dramatisch und bedrohlich. Weil so viel Zeit versäumt wurde, müssen wir diese Krisen nun parallel lösen.“ (fis)

 bund.net





Erkenntnis

„Fridays for Future war ein Game Changer, das hat zu Anpassungen und Veränderungen geführt. Aber wir sehen das nicht als Konkurrenz. Fast allen Umweltorganisationen geht es sehr gut, sie haben wachsende Mitgliederzahlen und zunehmende Finanzmittel. Wir nehmen uns gegenseitig nichts weg.“

Martin Kaiser, Förster und geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland