© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/22 / 04. März 2022

Kabinenklatsch
So wird Rußland Weltmeister
Ronald Bertold

Wer zu viele Zeichen setzt, wird beliebig. Jetzt, da Rußland die Ukraine überfällt, wirken die Banner gegen den Krieg, die die Bundesligaspieler vor Anpfiff zeigen, wie ein müdes Ritual. Zu oft mußten wir Statements für die Migrationspolitik, gegen den Klimawandel, Homophobie und Rechts lesen.

Wenn Bayerns Spielführer Robert Lewandowski die Kapitänsbinde nun nicht mehr in den Regenbogen-, sondern in den ukrainischen Farben trägt, hat das den Werbebanden-Effekt. Ob da nun Vodafone oder O2 steht – wen interessiert’s? Dabei meint es der Pole mit der Ukraine ernst. Aber der mit Katar verbandelte FC Bayern? Wer ständig Zeichen setzt und sich dafür von einer moralischen Kaste feiern, aber von einem Unrechtsregime finanzieren läßt, ist ein Heuchler.

Was dagegen der mit mehr als 200 Millionen Euro verschuldete FC Schalke macht, ist ein echtes Zeichen – weil es mehr kostet als den nicht nur bei Bayern beliebten Gratismut. Neun Millionen zahlt Gazprom dieses Jahr für die Trikotwerbung – Rekordwert in der Zweiten Liga. Der Vertrag läuft noch bis 2025. Jetzt nimmt Schalke den Konzern ersatzlos von der Brust.

Auch Polen und Schweden handelten, statt politisch korrekt zu schwafeln. Die Fußball-Verbände weigerten sich, in den Play-Offs zur WM-Qualifikation gegen Rußland anzutreten. Sie hatten Glück, daß Fifa und Uefa das Land kurz darauf ausschlossen. Ansonsten wären die Russen kampflos nach Katar gefahren. Die Boykott-Nationen hätten sich selbst bestraft. Glücklich kann auch RB Leipzig sein, das in der Europa League nun ohne Spiel eine Runde weiterkommt. Gegner Spartak Moskau darf nicht mehr mitmachen. Ist das sportlich? Ich weiß es nicht.