© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Zitate

„Es kann keine Rede davon sein, daß die deutschen Streitkräfte bisher vernachlässigt worden wären. Mit viel Kraft und seit Jahren befaßt sich die Politik damit, den deutschen Streitkräften jedwede Tradition auszutreiben, deren Wurzeln vor der Gründung der Bundeswehr liegen. Bald dürfte allenfalls ein diverser Deserteur oder ein woker Widerstandskämpfer noch als Namenspatron für Kasernen in Frage kommen.“

Reinhard Müller, Jurist, in der „FAZ“ vom 2. März





„Es gibt keinen Grund zu befürchten, daß Rußland eine regionale Hegemonie in Euro-pa anstrebt. Rußland stellt keine ernsthafte Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar. Wir sehen uns jedoch einer ernsthaften Bedrohung im internationalen System gegenüber. Wir haben es mit einem klaren Konkurrenten zu tun. Und das ist China. (...) Wenn man in einer Welt lebt, in der es drei Großmächte gibt – China, Rußland und die Vereinigten Staaten – und eine dieser Großmächte, China, ein wirklicher Konkurrent ist, dann möchte man als Vereinigte Staaten Rußland auf seiner Seite haben. Statt dessen haben wir mit unserer törichten Politik in Osteuropa die Russen in die Arme der Chinesen getrieben. Das ist ein Verstoß gegen das Einmaleins der Politik des Gleichgewichts der Kräfte.“

John J. Mearsheimer, Politikwissenschaftler an der University of Chicago, im US-Magazin „New Yorker“ vom 2. März





„In dem neuen kalten Krieg spielt China die Hauptrolle und Rußland nur die zweite Geige. Damals kämpfte Mao für Stalin in Korea den ersten heißen Krieg, heute tut es Putin für Xi Jinping in der Ukraine. (…) Sollte Putin den Krieg in der Ukraine gewinnen, wird Peking daraus den Schluß ziehen, daß der Westen auch für Taiwan nicht kämpfen würde. Und China ist gegenüber Wirtschaftssanktionen in einer besseren Position als Rußland: Die Kosten für den Westen wären ungleich höher. Solange den Panzern nicht das Benzin und den Soldaten nicht das Essen und die Munition ausgehen, entscheiden Sanktionen nicht darüber, wer auf dem Schlachtfeld gewinnt.“

Niall Ferguson, schottischer Historiker und Senior Fellow des Center of European Studies in Harvard, im „Handelsblatt“ am 4. März





„Entgegen allen Sonntagsreden, daß die Stärke des Rechts über das Recht des Stärkeren obsiegt, ist das Gegenteil der Fall. Eine Gesellschaft, die ‘Männlichkeit’ mit dem Adjektiv ‘toxisch’, also giftig, verbindet, ist nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Militanz ist nur zulässig, wenn ein Waldstück vor dem Abholzen gerettet werden soll. Die Klitschko-Brüder mögen in der Ukraine Helden sein, in Deutschland würde man ihnen die Teilnahme an einem Anti-Aggressions-Training nahelegen. Dem Präsidenten der Ukraine ebenfalls, läßt er es doch an Inklusionsbereitschaft gegenüber den russischen Gästen fehlen.“

Henryk M. Broder, Publizist, in der „Welt“ am 4. März





„Wenn wir den März 2020 zum Vergleichspunkt machen, sind wir in einer anderen und damit verformten Gesellschaft. Wollen wir das denn? Wollen wir jetzt immer so weitermachen und diese Verformungen zementieren? Oder wollen wir noch einmal eine gesellschaftliche Diskussion darüber führen, wie wir diese Verformungen vielleicht zurückführen? (…) Ich persönlich bin nicht bereit, einer Gefahr noch ein System hinterherzuschmeißen. Eine Demokratie ist keine Vollkaskoversicherung.“

Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin, im „RBB-Inforadio“ am 4. März