© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Naika Foroutan gehört zu den derzeit einflußreichsten Apologeten der massiven ethnischen Umgestaltung Deutschlands.
Unmotiviert pubertierend
Horst Gabers

Deutschland sei in einem Punkt „Weltspitze“, frohlockt Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik. Bei der Einwanderung stehe Deutschland in absoluten Zahlen weltweit an zweiter Stelle, direkt hinter den USA, womit es einer „der dynamischsten Migrationsakteure ist“. Doch das reicht der 1971 in Boppard in Rheinland-Pfalz geborenen Deutschiranerin nicht, sie wirbt für „eine viel offenere Grenzpolitik“, die Deutschland Gewinn bringe. Als eine Art Anreiz stellt sie den deutschen „unmotivierten Pubertierenden“ jene Menschen gegenüber, die „übers Meer geschwommen sind und Länder durchwandert haben, um hier anzukommen“. Auch sieht sie Deutschland in der Pflicht, wegen Beteiligung an der Klimaänderung einen „Migrationssoli“ zu leisten, indem es „Klimaflüchtenden“ umfassend Asyl ermögliche.

Dabei erfreut sich die Direktorin des Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Berliner Humboldt-Universität und des außeruniversitären Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) regierungspolitischer Unterstützung, inklusive üppiger Finanzierung, sowie erheblicher Medienpräsenz. Unlängst etwa hat ihr der Spiegel einen mehr Einwanderung fordernden Gastbeitrag eingeräumt. Auf sich aufmerksam machte sie erstmals 2010 als Herausgeberin einer Studie, die Thesen aus Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ widerlegen sollte, der aber von dem renommierten Soziologen Gunnar Heinsohn „Irreführung mittels Statistik“ bescheinigt wurde.

Vor Jahren hatte Foroutan noch aufgezeigt, daß hybriden Identitäten Radikalismus und Desintegration folgen können.

Unter anderem in ihrem Buch „Die postmigrantische Gesellschaft“ (2019) verdeutlicht Foroutan ihr zentrales Thema: die Transformation des „Einwanderungslands Deutschland“. Sie propagiert einen Gesellschaftsentwurf, mit dem der „Mehrheitsgesellschaft“ eine „postmigrantische“ Neudefinition von Identität abverlangt wird: „Die deutsche Identität definiert sich mit der Einheit der Verschiedenen.“ Integration wird nicht einmal erwogen und Anpassung vorrangig von den Einheimischen gefordert. Und da nach Foroutans ideologischer Ausrichtung an der „Critical Race Theory“ jeder Weiße per se, bewußt oder unbewußt einem tief verwurzelten Rassismus verhaftet ist, hält sie ein rigides, der „Reeducation“ (Entnazifizierungs- und Umerziehungsprogramm der Alliierten nach 1945) vergleichbares Umerziehungsprojekt für angemessen.

Zudem bringt sich Foroutan für die Gründung einer neuen Partei ins Spiel, „die explizit die Belange von Migrant*innen ernst nimmt“, die nötig sei, damit die Wut der „Community“ nicht destruktiv werde. Zu den „postmigrantischen Allianzen“ rechnet sie übrigens auch die Antifa. Unheilvoll vieldeutig führt sie an: „Die Antifa ist fast ausschließlich weiß. Die Frage ist: sind diese Personen bereit, den nächsten Schritt zu gehen?“

Mehr Migration? Vor zwölf Jahren noch hatte Naika Foroutan mit dem Forschungsprojekt „Heymat“ herausgearbeitet, daß die hybriden, bikulturellen Identitäten der muslimischen Migranten, insbesondere ihrer Kinder, „Desintegration, Radikalisierung, Islamismus, antiwestliche Diskurse“ zur Folge haben könnten und stellte fest, „die Bildung von ‘Gegenidentitäten‘ … bedroht die systemische Struktur Deutschlands und anderer Einwanderungsländer.“ Eine fürwahr treffliche Gegenwartsbeschreibung.