© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

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Autoindustrie: Ausfall von ukrainischen Zulieferern

BERLIN. Der Verband der Automobil industrie (VDA) hat den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt. „Wir unterstützen ausdrücklich die Sanktionen der EU“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dies habe aber Konsequenzen: 2021 wurden etwa 36.000 Pkw aus Deutschland nach Rußland geliefert – das entsprach dem Absatzniveau in Dänemark. Aber „für die mittelständischen Hersteller von Anhängern und Aufbauten ist die Bedeutung des russischen Markts mitunter größer“, so die frühere CDU-Staatsministerin im Kanzleramt. Zudem stocke die Produktion von Kabelbäumen: „Weil neben Tunesien bislang vor allem die Ukraine die Versorgung europäischer Hersteller mit diesem Bauteil gesichert hat, sind unmittelbare Engpässe aufgetreten“, so die VDA-Chefin. Bei Audi, BMW, Porsche und VW mußten einige Werke ihre Fließbänder anhalten. Die Ukraine sei auch einer der Hauptlieferanten für Neon-Gas. „Wir erwarten in diesem Zuge Auswirkungen auf die europäische Halbleiterproduktion, da Chips bereits jetzt Mangelware sind. Bei der Halbleiterproduktion kommen Hochleistungslaser zum Einsatz, die unter anderem das Edelgas benötigen“, erläuterte Müller. Im nächsten halben Jahr könnte daher die Produktion von bis zu 400.000 Pkw in Westeuropa infolge von Lieferengpässen ausfallen, prognostiziert Frank Biller, Branchenanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. (fis)





PIK: Rationierungen, wenn es hart auf hart kommt

POTSDAM. Der Ökonom Ottmar Edenhofer hat gefordert, die Gasimporte aus Rußland kurzfristig einzustellen. „Das ist bedauerlich, aber Putin setzt auf Konfrontation und auf Energie als Waffe“, erklärte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im Handelsblatt. Als Ersatz müßten verstärkt Kohlekraftwerke eingesetzt werden. „Und zwar vorwiegend Braunkohlekraftwerke, zum Teil aber auch Steinkohlekraftwerke, sofern wir die Steinkohle nicht aus Rußland importieren, und mit Erdöl betriebene Kraftwerke.“ Die Heizungen in Privathaushalten könnten in Betrieb bleiben, aber „wenn es hart auf hart kommt, sind Rationierungen möglicherweise nicht zu vermeiden“, so Edenhofer. Dabei müßten vor allem Erdgas-Anwender in der Industrie Einschränkungen in Kauf nehmen. (fis)

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Zahl der Woche 

Auf 5,8 Prozent ist die Inflation im Euroraum im Februar gestiegen. Im Vorjahr lag der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) bei 0,9 Prozent. Preistreiber waren Energie (+31,7 Prozent) und unverarbeitete Lebensmittel (+6,1 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten Litauen (13,9 Prozent), Estland (12,4), Belgien (9,6) und Lettland (8,9). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust in Frankreich (4,1) sowie in Malta und Finnland (je 4,3). Zypern (5,9), Irland (5,7) sowie Deutschland und Österreich (je 5,5) lagen im Mittelfeld. Quelle: Eurostat