© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Von der moralischen Pflicht zu diskursivem Ausgrenzen
Toleranz tut stets weh
(dg)

Diskursive Ausgrenzung sei eigentlich eine Spezialität der politischen Kommunikation von Rechten, die damit das „Freund-Feind-Denken“ Carl Schmitts kultivieren (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 2/2022). Mit solchen Behauptungen beweist der ehemalige Direktor des Berliner Wissenschaftszentrums, der Politologe Wolfgang Merkel, zwar nur, daß auch er Schmitts Werk wohl nur vom Hörensagen kennt. Dennoch hat er sich für das Phänomen des Ausgrenzens sensibilisiert, das sich heute, selbstredend „meist unbeabsichtigt“, bei „linksliberalen Strömungen“ wiederfinde, die diese Praxis als „moralische Pflicht“ verstehen. Für die deutsche Demokratie werde diese Haltung aber zunehmend problematisch. Weiten doch linke Gruppen an den Hochschulen, die sich notorisch diskriminiert „fühlen“, die den Rücktritt von Professoren genauso erzwingen wie Sprachregelungen in Klausuren, den Einfluß ihres „ungeduldigen Illiberalismus“ stetig aus, der sich auch außerhalb des Campus auf rechte Parteien oder Bewegungen wie die Querdenker fixiert. Das erinnere an den damals auf „suspekte Linke“ zielenden Radikalenerlaß der 1970er. Solche Maßnahmen würden die „offene Demokratie“ gefährden, auch wenn Linksliberale, die noch lernen müßten, daß Toleranz stets weh tut, sie „in guter Absicht“ vorschlagen. 


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