© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Umwelt
Weiterhin Not in Afrika
Volker Kempf

Die Traumstrände südlich von Mombasa bereiten sich auf zahlungskräftige Osterurlauber vor – der arme Norden von Kenia leidet unter Dürre. Ernten fallen aus, Vieh verendet, in Büschen wird nach wilden Früchten gesucht, Millionen sind von der Hungerkrise betroffen. Angesichts des Ukraine-Kriegs ist das kein Medienthema. Die Uno packt zwar mit an, doch für Hilfsorganisationen sind Spendengelder das einzige Mittel, um Wasser- und Essenslieferungen zu organisieren. Das Magazin Hoffnungszeichen des gleichnamigen christlichen Hilfsvereins meldet, daß die Lage im Südsudan ebenfalls prekär sei. Dort würden 1,4 Millionen Kinder an akuter Unterernährung leiden. Extreme Unwetterereignisse gab es auch in Lesotho, Madagaskar, Malawi, Mosambik, Uganda und selbst im relativ reichen Südafrika. Das 118-Millionen-Einwohner-Land Äthiopien stehe vor einer humanitären Katastrophe: 9,4 Millionen Menschen seien auf Hilfslieferungen angewiesen.

Ursachenbekämpfung durch Klimaschutz hat Hochkonjunktur, das ist aber so abstrakt wie verzweifelt.

Umwelteinflüsse und kriegerische Konflikte gehen Hand in Hand. Eine Politik der Mängelverwaltung kann nicht befriedigen, es braucht auch Perspektive. Für Afrika sind die Perspektiven nicht vielversprechend. Aber der Mensch ist das umweltverändernde Wesen, er kann Brunnen bauen, Familienplanung betreiben und sich selbst durch Bildung verändern. Zu glauben, daß sich so alles zum Besseren wendet und die Probleme verschwinden, wäre allerdings vermessen. Aber das mediale Wegschauen hilft schon gar nichts. In Deutschland wird zumeist an kommende Migrationsströme nach Europa gedacht – doch es kamen und kommen nicht die Hungernden, um sich hierzulande ihr Essen abzuholen. Ursachenbekämpfung durch Klimaschutz hat Hochkonjunktur, das bleibt aber so abstrakt wie verzweifelt. Ist das eine Vogel-Strauß-Politik oder die Flucht in Floskeln wie sie Angela Merkel mit „Wir schaffen das“ vorgelebt hat? Eines ist das nicht: Konkrete Hilfe für die, die Hilfe brauchen.