© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Meldungen

Ukraine-Krieg: Impfangebot für kommende Flüchtlinge

HALLE. Der Epidemiologe Alexander Kekulé hat angesichts des Ukraine-Krieges gefordert, den Flüchtlingen direkt an der Grenze, „am besten schon, wenn sie nach Polen oder in die anderen Nachbarländer gehen“, ein Corona-Impfangebot zu machen. Die Impfquote liege dort nur bei 30 bis 35 Prozent und die meisten seien mit „einem ziemlich lausigen Impfstoff aus China, der definitiv zu schwach wirkt“, geimpft worden. „Da würde ich einfach alle impfen. Die paar, die da Biontech bekommen haben – und zwar vollständig –, die können das ja dann sagen“, erklärte der Professor für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Halle-Wittenberg im MDR-Podcast „Kekulés Corona-Kompass“ (#285/22). Das wäre vor allem psychologisch wichtig für die Aufnahme in Mitteleuropa, damit nicht das Gefühl aufkomme, „das sind jetzt Leute, die mir die Seuche in die Bude bringen“. (fis)

 www.mdr.de





EAT: Welteinheitskost taugt nicht für sozial Schwache

STOCKHOLM. Die jährlichen Zahlen der Opfer ungesunder Ernährung übertreffen die der Corona-Toten um ein Vielfaches. Zudem ist die Nahrungsmittelproduktion für ein Viertel der Treibhausgase verantwortlich. Eine Entwicklung, die sich dramatisch fortsetzt, falls wegen der wachsenden Weltbevölkerung die Fleisch-, Eier- und Milchproduktion bis 2050 um 44 Prozent gesteigert werden muß. Auswege aus dem Dilemma will die skandinavische EAT-Initiative aufzeigen, die 2019 eine Welteinheitskost forderte: Fort vom Fleisch, hin zur nur gelegentlich mit Fisch und Fleisch angereicherten Pflanzenkost. Mittlerweile mehrt sich aber Kritik dieser „Planetary Health Diet“, zum einen weil sie die viel gesünderen traditionellen Lebensweisen und Eßkulturen ignoriere; zum anderen weil eine solche Ernährung nicht für die Armen im Westen und nicht für den Globalen Süden tauge, wo echter Hunger herrsche. Hier habe die Versorgung der Bevölkerung mit Kalorien Vorrang vor ökologischen Ernährungsidealen (Naturwissenschaftliche Rundschau. 1/22). (dm)

 eatforum.org





Pestizide: Pufferzone um Naturschutzgebiete?

LANDAU. In 21 von Agrarland umgebenen deutschen Naturschutzgebieten wurden 2020 von Forschern der Uni Koblenz-Landau Insekten in Malaise-Fallen gesammelt. Etwa die Hälfte von 92 gebräuchlichen Pestiziden konnte danach in umfangreichen Untersuchungen nachgewiesen werden (Scientific Reports Vol. 11, 24144/21). Im Schnitt fanden sich 17 verschiedene Substanzen in einer Insektenpopulation. Dies stütze die Annahme, daß Pestizide am dramatischen Rückgang der Insektenbestände – die seit 1990 in Deutschland 75 Prozent an Biomasse verloren haben – wesentlich beteiligt sind. Die Studienautoren um Carsten Brühl empfehlen daher, Pufferzonen um Naturschutzgebiete zu ziehen, in denen nur Öko-Landwirtschaft erlaubt ist. Daß dies 30 Prozent der deutschen Anbaufläche betreffe, rechtfertigen die Landauer Wissenschaftler mit dem Hinweis auf das Brüsseler Ziel, bis 2030 ein Viertel der EU-Anbaufläche auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. (ku)

 nature.com





Erkenntnis

„Früher hatte die Bahn ein eigenes Telefonnetz, die DDR ein eigenes S1-Netz für ihre Sicherheitsbehörden. Es gab regelmäßige Sirenenüberprüfungen, geheime Nato-Übungen alle zwei Jahre, Regierungsbunker, Wehrpflicht, Katastrophenschutzhelfer auf zehn Jahre verpflichtet. Nicht alles davon brauchen wir heute noch, die Frage aber ist doch: Was haben wir statt dessen aufgebaut, um resilient zu sein?“

Albrecht Broemme, von 2006 bis 2019 Präsident des Technischen Hilfswerks