© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/22 / 11. März 2022

Haltungsnote
Eine ehrliche Haut
Jörg Fischer

Sebastian Vettel gewinnt seit 2014 selten Rennen, dafür baut sich der Formel-1-Weltmeister ein grünes Werbeimage auf. In „1,5 Grad“, dem Klima-Podcast mit Luisa Neubauer, zeigte sich der 34jährige „sehr besorgt“. Doch warum ist der in der Schweiz lebende Hesse dann 2021 vor dem Großen Preis von Italien nach Island gejettet, nur um eine CO2-Speicheranlage zu besuchen? So ein 2.400-Kilometer-Trip verursacht laut dem Carbon Emissions Calculator 399,6 Kilogramm CO2 pro Passagier.

Vettels väterlicher Freund, die Rallye-Legende Walter Röhrl, ist da ehrlicher. Am Montag 75 Jahre alt geworden und seit 22 Jahren im Bayerischen Wald lebend, geißelt der langjährige Versuchsfahrer die „Formel E“ in der Passauer Neuen Presse als „Verarsche der Menschheit“, weil „hinter den Lkw an der Strecke die großen Acht-Zylinder-Dieselaggregate tuckern und die Luft verpesten, damit genug Strom zur Verfügung steht“. Selbst wenn diese Generatoren Bioalkohol im Tank hätten oder ein Windrad an der Strecke steht – auch elektrische Rennwagen sind hedonistisch und nie „ökologisch“.

Und der Sport Bild verriet Röhrl, natürlich einen 911er Turbo und im Winter einen Porsche Cayenne GT mit 640 PS zu fahren: „Das geilste Auto, das ich je in meinem Leben gefahren bin.“ Das Acht-Zylinder-SUV verbrauche zwar 10,8 Liter Super Plus, aber dafür verzichte er auf ein E-Auto für Kurzstrecken: „Die mache ich mit dem Fahrrad.“