© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/22 / 18. März 2022

Meldungen

Ukraine-Krieg: „Es ist Zeit, Haltung zu zeigen“

HORNBERG. Das badische Familienunternehmen Duravit AG hat wegen des Ukraine-Kriegs sein Neugeschäft in Rußland „vorerst on hold“ gesetzt. „Ich stehe voll hinter den internationalen Sanktionen gegen die russische Regierung. Es ist Zeit, Haltung zu zeigen“, erklärte Stephan Patrick Tahy, Vorstandschef des Sanitärtechnikherstellers im Handelsblatt. „Ich hätte jetzt kein gutes Gefühl, wenn ich sage: Ich möchte einen Lkw mit bestellter Ware liefern. Auch werden die Lkw für die Lieferung der Flüchtlingshilfe gebraucht, das ist wichtiger.“ Daß so Umsätze im hohen einstelligen Millionenbereich, verlorengingen sei für ihn „absolut zweitrangig“, so Tahy. Andere Absatzmärkte sieht er dafür im Aufwind: „Wir sind in einer Branche, die bisher enormen Rückenwind spürt. Ich spreche viel mit Projektentwicklern und bin immer wieder überrascht über die Bautätigkeit im Mittleren Osten, in den USA, aber auch in China.“ Dort liege das Projektgeschäft bei 70 Prozent. „Aber auch in Europa und USA gibt es immer wieder Großaufträge, wie Stadien oder Hotels“, erläuterte Tahy. Duravit hat weltweit elf Fabriken, darunter ein vollautomatisiertes Werk in China. (fis)

 www.duravit.de





Warnung vor Importstopp von russischem Erdgas

BERLIN. Der Ökonom Marcel Fratzscher hat davor gewarnt, sofort und komplett auf russisches Erdgas zu verzichten. „Ökonomisch und politisch wäre ein sofortiger und kompletter Importstopp voraussichtlich nicht nur wirkungslos, sondern könnte gar kontraproduktiv sein“, schrieb der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in seiner Zeit-Kolumne „Verteilungsfragen“. Europa brauche hingegen eine „kluge Strategie in der Orchestrierung seiner Sanktionen, um das russische Regime zum Einlenken zu bewegen“, so Fratzscher. „Höhere Energiepreise und damit steigende Lebensmittelpreise, mögliche Produktionsausfälle und Arbeitslosigkeit würden vor allem die ärmsten Menschen in Deutschland, Europa und vor allem in den Entwicklungsländern treffen“, meinte Fratzscher. Durch die Isolation im internationalen Finanzsystem könne Wladimir Putin die Gasgelder nicht nutzen, um Technologien, Maschinen oder andere Vorleistungen im Ausland für seine Kriegsmaschinerie zu erwerben. (fis)

 berlinoeconomicus.diw.de





Zahl der Woche

Um 21,1 Prozent sind die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte innerhalb eines Jahres in Deutschland gestiegen. Die Preise für Speisekartoffeln lagen im Januar 2022 um 66,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Raps verteuerte sich um 60,2 Prozent, Getreide war 28,5 Prozent teurer. Gemüse verbilligte sich um 4,7 Prozent. Die Preise für Rinder erhöhten sich um 30,7 Prozent, Milch war 26,1 Prozent teurer. Die Preise für Schlachtschweine lagen nur um 3,7 Prozent über denen vom Januar 2021. Quelle: Statistisches Bundesamt