© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/22 / 18. März 2022

Filmkritik Der Mann aus Metall
Spionage im Kalten Krieg
Werner Olles

Zu Zeiten des Kalten Krieges leitet der US-amerikanische Wissenschaftler Lucas Martino (Joseph Bova) das militärische Geheimprojekt „Neptun“. Eines Tages verunglückt er mit seinem Wagen an der innerdeutschen Grenze, wird jedoch von DDR-Grenzsoldaten schwerverletzt geborgen. Er ist zwar bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, sein Gehirn ist aber bei dem Unfall völlig intakt geblieben. Dr. Korthu (Alexander Allerson) fertigt ihm einen Metallkopf als Schädelhülle an und ersetzt auch andere Körperteile durch Prothesen aus Metall. Der KGB verhört Martino monatelang, um ihn schließlich wieder an den Westen zu überstellen. Da er jedoch seine Identität nicht nachweisen kann, verhört ihn nun der FBI-Agent Sean Rogers (Elliott Gould), der dem „Mann aus Metall“ mißtraut, da er ihn für einen KGB-Agenten hält. Dieser will dagegen weiter an seinem Projekt arbeiten, doch Rogers ist sich nicht sicher, wer tatsächlich unter der Metallhülle steckt.

Der KGB-Oberst Azarin (Trevor Howard) wollte – wie in Rückblenden zu sehen ist – Frank Heywood, einen Ex-Mitarbeiter Martinos, der zu den Sowjets übergelaufen war, als Agenten in die USA einschleusen, und führte bei ihm die gleichen chirurgischen Eingriffe durch wie bei Martino, doch Heywood starb während der Operation. Inzwischen sind Rogers Vernehmungen immer noch nicht vom Fleck gekommen, aber die US-Regierung beschließt, Martino weiter am Projekt „Neptun“ arbeiten zu lassen ….

Jack Gold („Der Schrecken der Medusa“) drehte den Spionage-Thriller „Der Mann aus Metall“ („Who?“, GB 1974) nach dem Science-fiction-Roman „Zwischen zwei Welten“ von Algis Budrys. Der Film ist in seinen historisch fundierten Szenefolgen durchaus ausssagekräftig, in anderen Partien jedoch von naiver Spionagemantik bestimmt. Von seiner Thematik her nicht unoriginell, ist er leider nur durchschnittlich inszeniert und bietet letztlich nicht mehr als abenteuerliche und routiniert fotografierte (Kamera: Petrus R. Schlömp) Spannungsunterhaltung. Trotz abwechslungsreicher Schauplätze ist das Handlungsgefüge durch allzu viele Genreklischees insgesamt nur wenig einleuchtend. „Der Mann aus Metall“ ist ein leidlich spannender Spionagefilm, bemerkenswert vor allem durch die sachliche Darstellung der inneren Konflikte einer Kalten-Kriegs-Episode. In einer Nebenrolle ist der deutsche Schauspieler Ivan Desny als General Sturmer zu sehen.

DVD/Blu-ray: Der Mann aus Metall. Koch Media 2022, Laufzeit etwa 89 Minuten