© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/22 / 18. März 2022

Meldungen

Söldner aus dem Süden auf englischem Schlachtschiff 

LONG ISLAND CITY. Der 1511 vom Stapel gelaufene englische Viermaster „Mary Rose“, für dessen Bau wohl 600 große Eichen gefällt werden mußten, konnte etwa 90 Kanonen tragen. 1545 diente die Karacke als Flaggschiff des Vizeadmirals Sir George Carew, der die zahlenmäßig überlegene französische Invasionsflotte unter Admiral Claude d’Annebault aufhalten sollte. Am 19. Juli 1545 unternahm die „Mary Rose“ in diesem Zusammenhang ein riskantes Wendemanöver, in dessen Folge Wasser durch die Stückpforten der Kanonen eindrang und das Schiff in der Meerenge zwischen der Isle of Wight und der englischen Südküste kenterte. Hierdurch kamen Carew und fast die gesamte Besatzung ums Leben. Bei der Hebung des Wracks im Jahre 1982 wurden die Überreste von 179 Personen gefunden. Jetzt führte Forscher um Jessica Scorrer und Richard Madgwick von der Cardiff University Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen an den Zähnen der Toten durch, was Überraschendes zutage brachte: Rund ein Drittel der Besatzung stammte offenbar nicht aus England, sondern aus Portugal, Spanien und Nordafrika (Archaeology Magazine 3-4/2022). In der Marine von Heinrich VIII. dienten also wohl auch ausländische Söldner. (ts)

 www.archaeology.org





Venus von Willendorf und ihre Schwestern vom Donez

LONDON. Am 7. August 1908 entdeckte der Archäologe Josef Szombathy bei Bauarbeiten zur Donauuferbahn in der niederösterreichischen Ortschaft Willendorf die rund elf Zentimeter große Figur einer nackten und sehr adipösen Frau. Diese sogenannte Venus von Willendorf, deren Entstehungszeit kürzlich auf rund 27.000 v. Chr. datiert wurde, stammt aus der Spätphase des Gravettien während der letzten Kaltzeit, als Mitteleuropa nur sehr dünn besiedelt war. Trotzdem müssen die Menschen damals größere Distanzen zurückgelegt haben, wie jetzt die Analyse des Materials der Figur durch ein Team um Gerhard Weber von der Universität Wien ergab: Der Oolith-Kalkstein stammt nicht wie bisher angenommen vom 136 Kilometer entfernten Stránská skála in Mähren, sondern wohl eher aus einer Lagerstätte in der Nähe des Gardasees in Norditalien (Online-Ausgabe von Scientific Reports vom 1. März 2022). Ebenso paßt die geologische Signatur aber auch recht gut zu ukrainischem Oolith aus dem Donezbecken, wo bereits Frauenfiguren gefunden wurden, welche große Ähnlichkeit mit der Venus von Willendorf aufweisen. Auf jeden Fall deuten die Befunde auf eine erstaunlich hohe Mobilität der Eiszeitjäger hin. (ts)

 www.nature.com





Erste Sätze

Am Ende der Ära Gorbatschow, zu Beginn der neunziger Jahre, stellte sich endgültig heraus, daß die wirklich demokratische Umwandlung in Rußland nicht ohne Veränderungen in den Machtstrukturen möglich sein würde.

Grigorij Jawlinskij: Das neue Rußland. Demokratische Reformen als letzte Chance, München 1996




Historisches Kalenderblatt

19. März 1452: König Friedrich III. wird in Rom von Papst Nikolaus V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt. Der Habsburger erfährt damit die vorletzte Kaiserkrönung des Papstes (Kaiser Karl V. folgte 1530), aber es ist die letzte Zeremonie in Rom.