© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/22 / 18. März 2022

Meldungen

Ukraine-Krieg: Heizung runter, neuer Duschkopf

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat wegen des Ukraine-Kriegs zum Energiesparen aufgerufen. „Die Heizung etwas runterdrehen, einen wassersparenden Duschkopf einbauen und weniger und vor allem langsamer mit dem Auto fahren – all das läßt sich sofort umsetzen“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner. Nach UBA-Berechnungen würden zehn Terawattstunden (TWh) Gas weniger benötigt, wenn alle Haushalte ihre Wohnungstemperatur um ein Grad reduzierten, bei zwei Grad wären es 21 TWh. Das seien etwa fünf Prozent des derzeit aus Rußland importierten Erdgases. Auch Hotels, Gaststätten und Gewerbebetriebe sollten sich der Aktion anzuschließen: „Um zwei Grad niedrigere Raumtemperaturen dort würden weitere zehn TWh bringen. In allen Wohn- und Nichtwohngebäuden zusammen könnten so über sieben Prozent der Erdgasimporte vermieden werden“, rechnete der frühere Politikprofessor vor. (fis)

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„Precision Farming“: Ein neuer Name, alte Methoden

LEIPZIG. In Marokko, Spanien, Südfrankreich und Italien breitet sich laut dem Wirtschaftsgeographen Jörg Gertel (Uni Leipzig) das „Precision Farming“ aus. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das ermöglicht – gestützt auf digitale Massendaten –, ortsgenau zumeist genverändertes Saatgut, Düngemittel und Pestizide auszubringen. Versprochen werden homogenere Bestände, Ertragssteigerung und geringere Umweltbelastung. Tatsächlich entpuppt sich diese Anbautechnik als kapitalintensive Bewirtschaftung monokultureller Nutzflächen, die multinationalen Konzernen mehr Gewinn verspreche. Die sozioökonomische Rolle der Landwirtschaft würde untergraben, die Artenvielfalt minimiert und die Energiekosten für den Maschinenpark ignoriert. Jedoch sei dieser Trend nicht alternativlos, da zugleich eine regional ausgerichtete „ökologisch-solidarische Landwirtschaft“ an den Mittelmeerküsten aufblühe. Darin erkennt der Leipziger Globalisierungsforscher den richtigen Ansatz zu mehr „Ernährungssouveränität“ (Geographische Rundschau, 11/21). (ft)

 www.physgeo.uni-leipzig.de





System Erde: Monsune und schmelzendes Grönlandeis

MAINZ. Wenn der Eisschild Grönlands erneut abtaut, könnte das gravierende Folgen speziell für die Tropen haben. Denn dadurch flössen riesige Süßwassermengen in den Nordatlantik, wodurch sich die atlantische Umwälzbewegung, einschließlich des Golfstroms, verlangsamen dürfte. Das wiederum schwäche mit hoher Wahrscheinlichkeit die Monsunregenfälle in Ostasien und Indien. Zu diesem Schluß kommt eine am Max-Planck-Institut für Chemie erstellte Studie, die diese Kausalität in der Vergangenheit nachgewiesen hat. Grundlage des Vergleichs bildeten Ablagerungen von Stalagmiten aus einer südchinesischen Tropfsteinhöhle. An deren chemischer Signatur ließ sich die Niederschlagsmenge und Dauer früherer Monsune ablesen. Am Ende der vorletzten Kaltzeit, als die atlantische Umwälzbewegung durch hohe Schmelzwasserabflüsse schon einmal abnahm, verringerten sich auch die Monsunregenfälle (Max Planck Forschung , 4/21). (ck)

 www.mpg.de





Erkenntnis 

„Ich habe das von der Ampel angestrebte Datum, schon 2030 völlig aus der Kohleverstromung auszusteigen, immer für recht ambitioniert gehalten. Aber in dieser Lage nun deutsche Kohlekraftwerke schnell abschalten zu wollen, halte ich für unverantwortlich. Faktisch könnte die bizarre Situation entstehen, daß sich die Bundesregierung mit Zukäufen von Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen durchwurschtelt.“

Reiner Haseloff, Physiker und CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt