© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Oskar Lafontaine verläßt die Linkspartei
Ein Querkopf schmeißt hin
Jörg Fischer

Als Oskar Lafontaine 1985 die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft verlangte und 1990 die deutsche Einheit hintertreiben wollte, war der damalige saarländische Ministerpräsident der Wunschkanzler des westdeutschen Zeitgeistes und der französischen Eliten. Als SPD-Chef und Finanzminister des ersten rot-grünen Schröder-Kabinetts schien er 1998 auf dem Höhepunkt seiner Macht – doch am 11. März 1999 schmiß Lafontaine frustriert alle Ämter hin. Der Kosovo- und Afghanistankrieg sowie die Auflösung der „Deutschland AG“ fanden ohne ihn statt. 23 Jahre später hat der 78jährige Querkopf nun auch die 2007 von ihm mitgegründete Linkspartei verlassen – und das ist ebenso konsequent.

Lafontaine hat erkannt, daß seine Genossen den globalistischen Grünen nacheifern: „Einer Partei, in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen“, wolle er nicht mehr angehören. 

Gregor Gysi, der letzte Chef der Mauermörderpartei SED, der 1998 eine fulminante Anti-Euro-Rede hielt, preist längst die Währungsunion und weltoffene Grenzen. Der Keynesianer Lafontaine hat eingesehen, daß der Euro Europa spaltet und Masseneinwanderung den Sozialstaat unterminiert. Nur in seinem Antiamerikanismus ist Lafontaine sich treu geblieben: Vor vier Jahrzehnten agitierte er gegen den Nato-Doppelbeschluß, heute gegen den Nato-Kurs der Ukraine. Er hält USA und Rußland für Oligarchien – nur: God’s Own Country ist freier und erfolgreicher.