© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Meldungen

Paris macht Korsika Hoffnungen auf Autonomie

PARIS/AJACCIO. Yvan Colonna, der korsische Unabhängigkeitsaktivist, der wegen der Ermordung des höchsten Regionalbeamten Claude Érignac 1998 fast zehn Jahre später zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, ist am Montag abend an den Folgen eines Angriffs eines Mithäftlings, der wegen Terrordelikten einsitzt, im Gefängnis von Arles verstorben. Einen Tag zuvor hatte die französische Justiz die Haftstrafe des korsischen Nationalisten nach tagelangen  heftigen Krawallen auf der Insel ausgesetzt. Der Vorfall hatte die Wut auf der Insel geschürt, wo einige Colonna, der als Hirte in den korsischen Bergen gelebt hatte, immer noch als Helden im Kampf für die Unabhängigkeit verehren. Um die Spannungen abzubauen, hatte der französische Innenminister Gerald Darmanin in der vergangenen Woche überraschend erklärt, daß die Regierung bereit sein könnte, Korsika Autonomie anzubieten. Einen Tag darauf bestätigte Präsident Emmanuel Macron, daß die Frage der Autonomie Korsikas keine „Tabudebatte“ sein dürfe. (ctw)





Belgien will Atommeiler länger laufen lassen  

BRÜSSEL.Vor dem Hintergrund der drastisch gestiegenen Energiepreise und dem Krieg in der Ukraine hat die belgische Föderalregierung beschlossen, den für 2025 geplanten Atomausstieg um zehn Jahre zu verschieben. Von den sieben belgischen Reaktoren sollen die zwei jüngsten Atommeiler, die 1985 in Betrieb genommen wurden, bis 2035 am Netz bleiben: Doel 4 bei Antwerpen und Tihange 3 bei Lüttich. Außerdem sollen zwei neue Gasanlagen gebaut werden, um die Energieversorgung langfristig zu sichern, berichtet der Belgische Rundfunk. Die beiden Reaktoren werden vom französischen Unternehmen Engie betrieben, das daher seine Zustimmung erteilen muß. Doch schon am 7. März hatte Catherine MacGregor, die Generaldirektorin von Engie, in der französischen Zeitung Les Echos erklärt, daß die für Oktober 2022 und Februar 2023 geplante Schließung der beiden belgischen Reaktoren vorbereitet worden sei und daß es „kaum realistisch wäre, darauf zurückzugreifen“. (ctw)

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Ungarn warnt EU vor Energiesanktionen

BUDAPEST. Ungarns Minister für Außenpolitik und Handel Péter Szijjártó hat am Rande eines Treffens der EU-Außenminister betont, daß „eine Einigung in bezug auf mögliche EU-Sanktionen gegen russische Energielieferungen oder deren Unterbrechung mit Sicherheit nicht erreicht werden wird“. Nach Angaben der ungarischen Nachrichtenagentur MTI fügte er hinzu, daß Sanktionen gegen Energielieferungen eine rote Linie für Ungarn darstellen würden: „Wir werden keine Sanktionen unterstützen, die Ungarns Energieversorgung gefährden könnten.“ Obwohl das zuletzt diskutierte Sanktionspaket bis dato keine Auswirkungen auf die Gaslieferungen aus Rußland habe, erschwere es dem EU-Beitrittskandidaten Serbien, seine Energieversorgung zu gewährleisten, betonte Szijjártó .Wäre die EU bei der Erweiterung schneller gewesen und hätte die Länder des westlichen Balkans, einschließlich Serbien, aufgenommen, wäre dies kein Problem mehr. (ctw)