© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Zeitschriftenkritik: Zeitgeschehen im Fokus
Wie Kriege entstehen und beendet werden
Werner Olles

Zeitgeschehen im Fokus, die alle drei Wochen erscheinende „Schweizer Zeitung für soziale Verbundenheit, Frieden und direkte Demokratie“, sieht „Forschen, Nachdenken und Schlüsse ziehen“ als ihre wichtigste Aufgabe. „Der Wahrheit verpflichtet“, beschränkt sie sich auf „seriöse Recherchen“ und lehnt „Sensationsjournalismus“ und den auch in der Schweiz vorherrschenden „medialen Einheitsbrei“ entschieden ab. Die aktuelle Ausgabe (Nr. 4/5, 15. März 2022) beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Krieg in der Ukraine und hinterfragt dessen Ursachen und Vorgeschichte. Es sei dringend geboten, ein differenziertes Bild von den Vorgängen zu bekommen, die letztlich zum Krieg führten, der leicht einen Flächenbrand entfachen könnte.

Jacques Baud, Oberst a.D. der Schweizer Armee, Mitarbeiter des Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienstes und Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, Terrorismus, Desinformation und asymmetrische Kriegsführung, kennt Rußland, die Nato und die Ukraine sehr gut und hat Zugang zu Dokumenten, die im Westen kaum bekannt sind. Er beklagt „eine regelrechte Hysterie“, das Unverständnis, wie ein Krieg entsteht, die unsinnigen Sanktionen und empört sich über den französischen Wirtschaftsminister und dessen perfide Aussage, das Ziel sei, die russische Wirtschaft zu zerstören, um das Volk leiden zu lassen. Niemand nehme zur Kenntnis, daß Rußland der Ukraine weiterhin Gas liefere, das Internet, die Elektrizitäts- und Wasserkraftwerke nicht zerstört habe, während der Westen bei seinen völkerrechtswidrigen Angriffskriegen gegen Serbien, den Irak und Libyen zuerst die gesamte Infrastruktur in Schutt und Asche bombte.

Zudem habe Präsident Selenskyi ein Dekret erlassen, das die Rückeroberung der Krim vorsehe, und seine Armee nach Süden und in Richtung Donbas verschoben. Entscheidend sei jedoch, daß die Russen zu Recht einen Abstand zwischen der Nato und Rußland forderten, zumal Selenskyi auf der Sicherheitskonferenz im Februar äußerte, daß die Ukraine Nuklearwaffen benötige. Dies sei allerdings für Putin ein völlig inakzeptabler Weg. Letztlich führte die Drohung des französischen Außenministers mit der Nato als Nuklearmacht zu der Reaktion Putins, seine Atomstreitkräfte in eine erste Alarmbereitschaft zu versetzen. 

Der Völkerrechtler Alfred de Zayas fordert in einem Interview die sofortige Einstellung der Kämpfe und Friedensverhandlungen. „Die Waffen müssen schweigen. Der Irrsinn muß ein Ende haben. Rußland zieht sich zurück, und die Nato gibt verbindliche Garantien, daß die Ukraine als neutraler Staat akzeptiert wird.“

Kontakt: Verein Zeitgeschehen im Fokus, Postfach, CH-8035 Dietikon. Das Einzelheft kostet 4,50 CHF, ein Jahresabo 75 CHF.

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