© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Geopolitische Hintergründe eines Bürgerkriegs
Griechische Tragödie
(ob)

Im März 1946 brach in Griechenland ein Bürgerkrieg aus, als sich die von Kommunisten geführte „Nationale Befreiungsfront“ gegen die halbsouveräne, unter britischer Oberhoheit stehende Athener Regierung erhob. Der Krieg, der auf beiden Seiten etwa 70.000 Kämpfer und ungezählte Zivilisten das Leben kostete, endete im August 1949 dank massiver US-Hilfe mit der totalen Niederlage der Kommunisten. Für den Zeithistoriker Antonis Liakos (Universität Athen) war diese von der europäischen Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Tragödie nicht nur einer der vielen nach 1945 im Zuge der Entkolonialisierung aufbrechenden regionalen Konflikte, sondern in Verbindung zum gleichzeitigen Bürgerkrieg in China. Er war der Auftakt zum sich neu herausbildenden „großen Kalten Krieg“ (Lettre International, 136/2022). Weil die Mittel der USA nicht ausreichten, um in China zu intervenieren, habe Washington sich anhand der Truman-Doktrin (1947) dazu entschlossen, primär die kommunistische Expansion in Griechenland zu stoppen und den „Prozeß der Reorganisation der Welt durch die USA“ einzuleiten. Zugleich sei, zur Sicherung vorderasiatischer Energiequellen, ein neues geopolitisches Bollwerk entlang der Land- und Seegrenzen Griechenlands, der Türkei und des Iran errichtet worden. 


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