© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Meldungen

Von Trothas Tagebuch: Keine rassistischen Hinweise

BOCHUM. Schriftliche Quellen über die Niederschlagung des Aufstandes der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika während der Jahre von 1904 bis 1908 sind ausgesprochen rar: Die Originale gingen meist im Ersten Weltkrieg verloren und deren Kopien im Zweiten. Zu den wenigen und zugleich wichtigsten erhaltenen Zeugnissen der damaligen Kämpfe zählen fünf Tagebücher und ein Fotoalbum aus dem Besitz des Oberkommandierenden der Kaiserlichen Schutztruppe, General der Infanterie Lothar von Trotha. Diese Dokumente befanden sich lange in Privathand und konnten erst kürzlich durch die Historiker Andreas Eckl und Matthias Häussler von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) ausgewertet werden. Wie die beiden jetzt mitteilten, vermochten sie weder in den 800 Seiten Text noch auf den 200 Fotos Hinweise auf rassistische Einstellungen gegenüber den Afrikanern zu finden, obwohl von Trotha doch als Rassenkrieger par excellence gelte (Mitteilung der RUB vom 9. März 2022). Hierzu meinen die Geschichtswissenschaftler: „Das heißt aber nicht, daß er nicht rassistisch gedacht hat.“ Dem Duo zufolge betrieb der preußische General „eine Art Selbstzensur“, um seine zahlreichen Kritiker hinters Licht zu führen. (ts)

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Zapoteken-Siedlung mit  kollektivistischer Regierung

LAUSANNE. Auf dem Monte Albán im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca lag das politische und religiöse Zentrum der Zapoteken, welche sich selbst Be‘ena‘a zaa (Wolkenvolk) nannten. Die Blütezeit der Siedlung währte dabei von etwa 300 vor bis 900 nach Christi. Bislang wurde davon ausgegangen, daß ihre Gründung und der nachfolgende Ausbau auf Druck der damaligen Herrscher erfolgten. Dem widersprechen jetzt Linda Nicholas und Gary Feinman vom Field Museum of Natural History in Chicago in einem Aufsatz in Frontiers in Political Science (Online-Ausgabe vom 18. März 2022): Betrachte man die genaue Beschaffenheit der Baulichkeiten auf dem Monte Albán, so falle das Fehlen von größeren Palästen, aufwendigen Grabanlagen und Denkmälern auf, die üblicherweise von der Präsenz von Despoten zeugten. Daher habe es wohl andere Motive für den Bau der Stadt in 2.000 Metern Höhe und den gewaltigen Zuzug dorthin gegeben. Zum einen sei der Berg, auf dem zeitweise bis zu 30.000 Menschen lebten, leicht zu verteidigen und somit ein sicheres Domizil gewesen. Zum anderen fänden sich in dem Siedlungskomplex vielerlei Hinweise auf eine kollektive Regierungsführung und weitgehende Gleichheit unter den Bewohnern. (ts)

 www.frontiersin.org





Erste Sätze

Die Annahme einer Kontinuität der germanisch-deutschen Volksgeschichte über die Jahrtausende hinweg zählt zu den wirkungsmächtigsten Elementen des kollektiven Gedächtnisses der Deutschen.

Rainer Kipper: Der Germanenmythos im Deutschen Kaiserreich, Göttingen 2002





Historisches Kalenderblatt

29. März 1942: Britische Bomber greifen in Lübeck erstmals Innenstädte an, um möglichst viele Zivilisten und Kulturgut zu vernichten. Die Area Bombing Directive No. 5 von Arthur Harris zerstört die historischen Viertel der alten Hansestadt, Hunderte Menschen sterben.