© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Umwelt
Staub für unser Ökosystem
Volker Kempf

Die Sahara-Staubwolke, die über West- und Mitteleuropa hinwegging, sorgte vorige Woche für einiges Aufsehen. Vor allem in Süddeutschland fiel sie als orange-milchige Himmelsfärbung auf, sie ließ die Welt wie durch eine gefärbte Brille aussehen. Das sah aber nicht nur spektakulär aus, dieses ungewöhnliche Wetterphänomen gibt auch zu denken, und es reicht weit in die Geschichte zurück. Denn die Sahara war bis zum Ende der Würmeiszeit vor 10.000 Jahren, als die Alpen und der Bodensee komplett vergletschert waren, ein afrikanischer Süßwassersee. Die vormals fruchtbaren Humusböden verwandelten sich in der dann zunehmenden Trockenheit in Staub, und Gesteinsflächen werden bis heute von der Natur zu Staub verarbeitet. 500 Millionen Tonnen jährlich sollen das nach neueren Schätzungen sein. Der Saharastaub wird also so schnell nicht verweht sein. Die größte Trockenwüste versorgt sogar den Amazonas-Regenwald mit Mineralien. Diesmal bekam Spanien besonders viel von der Staubwolke ab.

Diese Nährstoffe für Pflanzen aus der Sahara sind ein wahres Geschenk des Himmels und der Erde.

In Baden reichte es immerhin noch für eine dünne schmierige Schicht, wie an glatten Oberflächen von Autos oder Glasplatten gut zu sehen war. Der Wind, der den Saharastaub forttrug, war föhnig-warm. Der Staub sorgt klimatisch aber – wegen seiner Lichtundurchlässigkeit – für Abkühlung. Das dürfte wegen der laufenden Debatte um die globale Klimaerwärmung kaum jemanden beunruhigen. Dabei gab es einmal Zeiten, in denen die von der Industrie, Ofenheizungen, Dampfloks und Vulkanen verursachte Erzeugung von Stäuben mit Sorgen beobachtet wurde, denn eine Klimaabkühlung könnte die Folge sein. Da hätte ein Saharawind als Kippelement – mit eindrucksvollen Bildern flankiert – für Beunruhigung sorgen können. So ungewöhnlich ist eine große Sahara-Staubwolke nicht, denn sie ein fester Bestandteil des globalen Ökosystems. Das ist eine gute Nachricht für Hobbygärtner und Landwirte, denn diese Nährstoffe für Pflanzen sind ein wahres Geschenk des Himmels und der Erde.