© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Meldungen

Disput der Demographen über die Weltbevölkerung

SEATTLE. Im Jahr 2100, so hat die UN-Abteilung für Bevölkerungsfragen errechnet, wird die aktuell von 7,9 Milliarden Menschen bewohnte Erde 10,9 Milliarden beherbergen. Doch anders als früher haben diese „World Population Prospects“ kein Prognose-Monopol mehr. So sieht das Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien die Weltbevölkerung bei neun Milliarden. Das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle prognostiziert sogar nur 8,8 Milliarden Menschen. In 23 Ländern könnte sich nach dem IHME-Modell die Bevölkerung halbieren, darunter in Japan, Italien und Spanien. Beiden Instituten zufolge liegt das Maximum zwischen 2064 und 2070 bei 9,7 Milliarden, ab dann „werden wir wohl dauerhaft wieder weniger“. Für die Pariser Klimaziele geben diese alternativen Schätzungen dem Wissenschaftsjournalisten David Adam aber nur scheinbar Anlaß zur Hoffnung. Denn die UN-Demographen lagen in den letzten Jahrzehnten stets „bemerkenswert richtig“ (Spektrum der Wissenschaft, 2/22). (ck)

 population.un.org/wpp





Der Mangel an Hausärzten ist schon vorprogrammiert

GÜTERSLOH. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) warnt davor, daß laut einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung 2035 in Deutschland 11.000 Hausärzte fehlen. 30.000 der heute praktizierenden Hausärzte würden bis 2035 ausscheiden. 40 Prozent der Landkreise würden dann von Unterversorgung bedroht oder betroffen sein. Nach CHE-Berechnungen dürfte die vom letzten Merkel-Kabinett beschlossene „Landarztquote“ für zehn Prozent der Medizinstudienplätze den Mangel kaum eindämmen. Dabei kommen alljährlich 45.000 Bewerber auf die 10.000 Studienplätze für Humanmedizin. 8.000 von 80.000 Studenten müßten aktuell als „Numerus-clausus-Flüchtlinge“ im Ausland studieren. Davon die meisten in Österreich (30 Prozent), Ungarn (26) und Polen (11), wo seit Jahren komplett deutschsprachige Studiengänge angeboten werden (Deutsche Universitätszeitung, 2/22). (ft)

 che.de





Deutsche Landwirtschaft stabilisieren statt umbauen

LEGDE. Die Freien Bauern Deutschland haben Bundesagrarminister Cem Özdemir aufgefordert, angesichts des Ukraine-Kriegs seine Politik zur Flächenstillegung und zum Ökolandbau zu überdenken. „Wenn unsere Landwirtschaft die Bevölkerung nur noch zu 88 Prozent mit den tatsächlich verbrauchten Nahrungsmitteln versorgen kann, sollte man bereits aus ökologischen Gründen alle Auflagen und Anreize in Frage stellen, die eine Verringerung der heimischen Produktion zur Folge haben“, heißt es in einem offenen Brief des Interessenverbands der bäuerlichen Familienbetriebe an den Grünen-Politiker. „Schon jetzt können Sie die erforderlichen handelspolitischen Schritte einleiten, um den massenhaften Import von Soja und Palmöl zu unterbinden. In der Folge würden sich Ackerbau und Tierhaltung auf den inländischen Bedarf ausrichten“, schrieb Bauernsprecher Alfons-Josef Wolff. Auch für eine Ausdehnung des Obst- und Gemüseanbaus ließen sich bereits heute die nötigen Weichen stellen. (fis)

 www.freiebauern.de





Erkenntnis

„Rußland verfügt über etwa 2.000 taktische Atomwaffen, die für lokal begrenzte Einsätze gegen Truppen und Einrichtungen entwickelt wurden. Diese Waffen können von denselben Kurzstreckenraketen abgefeuert werden, die derzeit zur Bombardierung der Ukraine einsetzt werden, etwa von seiner ballistischen Iskander-Rakete mit einer Reichweite von 500 Kilometern.“

Nina Tannenwald, Dozentin für Politikwissenschaft an der Brown University/Rhode Island