© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Haltungsnote
Abrechnung
Curd-Torsten Weick

Ganze 27 Jahre lang Schweigen. Alessandra und Allegra Gucci, Töchter von Maurizio und Patrizia Gucci, die knapp 13 Jahre verheiratet waren, hatten es strikt vermieden, mit den Medien über ihre Familie und den Vorfall zu sprechen, der Patrizia 17 Jahre Gefängnis einbrachte. Sie hatte einen Auftragskiller engagiert, der den Modemagnaten, der seine Frau im März 1985 verlassen hatte, am 27. März 1995 erschoß. Über den Mord sind viele Bücher geschrieben worden, und er war vor allem auch Gegenstand des Ridley-Scott-Films „House of Gucci“.

Die Gunst der Stunde nutzte nun Allegra. Mit ihrem Buch „Fin dei giochi“ (Ende der Spiele) widerlegt sie die offizielle Darstellung des Gucci-Falls. Vor allem Ridley Scotts Film bezeichnt die 41jährige als „eine schreckliche Karikatur“. In dessen Film werde ihr Vater als „schwacher, gebrochener Mensch“ dargestellt. „Das ist alles falsch. Und meine Mutter war eine wunderschöne Frau, die er gesucht hat. (…) Papa war brillant, ein harter Arbeiter“, erklärt sie. „Meine Mutter wurde, was sie immer war. Eine tödliche Analphabetin, was Gefühle angeht. Unempfindlich gegen alles, was nicht materiell und glänzend ist“, charakterisiert sie das Verhalten ihrer Mutter nach deren Operation wegen eines Gehirntumors im Mai 1992. 

Und was sagt Schwester Alessandra? „Sie ist glücklich darüber, weil endlich die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Wir haben diesen Kampf immer gemeinsam geführt“, betont Allegra im Gespräch mit Vanity Fair.