© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Kabinenklatsch
Er tut mir leid
Ronald Berthold

Als Fußball-Romantiker sind mir Investoren ein Graus. Aber um es mit Frau Merkel zu sagen: Nun sind sie halt da. Trotzdem bleiben sie die Unsympathen vom Dienst. Alle wollen den Erfolg, aber keiner den Geldgeber. Ohne Geld geht es aber nicht. Einer, der mir – ohne Ironie! – wirklich leid tut, ist Lars Windhorst. Der Unternehmer hat 374 Millionen Euro in Hertha BSC gesteckt; ein Big-City-Club sollte entstehen. Auch wenn der Berliner Verein mit dem sensationellen 3:0 gegen Hoffenheim mal wieder gewinnen konnte, bleiben unter dem Strich bisher: Mißerfolg, Abstiegskampf, Trai-nerwechsel ohne Ende.

Ob mit der von mir vorab verlachten und vielleicht doch nicht so unklugen Verpflichtung von Felix Magath nun noch der Klassenerhalt gelingt, ist fast egal. Die zentrale Frage lautet: Wo sind die 374 Millionen geblieben? Schon vor dieser Saison konnte der Verein sich nicht verstärken, sondern mußte einen Transferüberschuß erwirtschaften. Leistungsträger wurden abgegeben. Wie kann das sein? Hertha ist offenbar ein Faß ohne Boden. Das Geld sei weg, sagt Manager Fredi Bobic. Doch wo ist es? Der Investor hat ein Recht darauf zu erfahren, was damit gemacht wurde. Doch keiner antwortet ihm.

Nun fordert er den Sturz von Präsident Werner Gegenbauer. Der Gebäudereinigungs-Unternehmer war mir immer sympathisch. Weil er den Verein seit Kindesbeinen liebt und Herz mit Schnauze verbindet. Ein typischer Berliner eben, der an der Spitze seines Lieblingsvereins steht. Gegenbauer ist keiner dieser seelenlosen Investoren. Aber er trägt die Verantwortung dafür, daß Hertha nach dem Mega-Investment schlechter dasteht als vorher. Da hat Windhorst völlig recht.